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Sport: Das Duell der Unscheinbaren

Porto gewinnt das letzte Weltpokalfinale im Elfmeterschießen gegen Caldas

Glücklich hat Michel Platini nicht ausgesehen in der kaiserlichen Loge des WM- Stadions von Yokohama. Auf den Fernsehkanälen von Tokio flimmerte den ganzen Tag über das Konterfei des Franzosen – wohl auch, weil die beiden Finalisten des letzten Weltpokalendspiels keine großen Stars mitgebracht hatten, die man dem japanischen Publikum hätte präsentieren können. Weder der FC Porto, der Sieger der Champions League, noch der Gegner aus Südamerika, Once Caldas, verbreiteten den nötigen Glamour. Der kontinentale Titel gilt bei den Portugiesen genauso wie bei den Kolumbianern als Märchengeschichte. Und es gibt eine gemeinsame Klubphilosophie: „Mich interessiert nur das eine Tor, mit dem man die Großen ärgert“, sagte Caldas Trainer Fernando Montoya. Das aber schoss diesmal Porto. Die Portugiesen siegten 8:7 im Elfmeterschießen, nachdem es nach 120 Minuten 0:0 gestanden hatte.

Mit der Begrüßung der Mannschaften hatte sich die Tokioter Mission von Michel Platini erfüllt. Ursprünglich sollte das französische Fußballidol das Modell der Fifa-Klubweltmeisterschaft präsentieren. Doch noch gibt es Probleme bei diesem Turnier für die Meister aller sechs Konföderationen: Die Vertreter Europas und Südamerikas werden erst zum Halbfinale in den Wettbewerb einsteigen. 15 Millionen Dollar Preisgeld sind ausgelobt, 4,5 Millionen Dollar bekommt der Gewinner, 2,5 der unterlegene Finalist. Während sich die Konföderationen aus Südamerika, Zentral- und Nordamerika, Afrika, Asien und Ozeanien zur Teilnahme an dieser WM verpflichtet haben, konnte die Uefa keinerlei Garantien für Fernost-Auftritte ihrer Champions-League-Sieger abgeben.

Die Interessengemeinschaft der besten 150 Vereine, die sich innerhalb der Uefa unter der Bezeichnung Europäisches Klubforum zusammengeschlossen haben und deren Sprecher Karl-Heinz Rummenigge ist, wird zwar im nächsten Dezember nach Japan eingeladen – ob die Herren vom FC Barcelona, AC Mailand oder FC Bayern München dann auch mitmachen, ist ihnen aber selbst überlassen. Vielleicht hängt es auch davon ab, ob die Organisatoren bereit sind, noch etwas Gage draufzupacken. Das Ganze erinnert an den Bräutigam, der vor dem Standesamt wartet, ob die Braut wirklich kommt.

Europa spielt dabei das Superweib. Ohne deren attraktive Stars besitzt die Klub-WM keine Zukunft. Das haben auch die alten Endspiel- und künftigen Turnier-Veranstalter von Sponsor Toyota gemerkt. Zum ersten Mal seit zehn Jahren war Japans Fußball-Höhepunkt nicht ausverkauft. Dabei hat es unter den 24 früheren Endspielen um den Weltpokal sportlich schlechtere gegeben als diesen Schlussakt mit Porto und Caldas.

Am Ende siegte auch noch die Gerechtigkeit über das Glück, obwohl der Ball viermal an die Latte und die Pfosten des kolumbianischen Tores geknallt war. Außerdem zeigte Caldas’ Torhüter Henao bei Großchancen von Derlei, Fabiano und McCarthy, warum ihn die kolumbianischen Zeitungen nach dem Endspiel des Südamerika-Pokals zum Fußballgott ernannt hatten. Mit vier vergebenen Strafstößen waren die Boca Juniors praktisch ganz allein an Henao gescheitert. Diesmal parierte er keinen einzigen.

Martin Hägele[Tokio]

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