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Sport: Das Ende der Ausreden

Deutsche Schwimmer müssen professioneller werden

Von Katrin Schulze

Berlin - Örjan Madsen ist ein Mann, der polarisiert. Seine Trainingsmethoden und Umgangsformen sind sogar unter seinen Athleten umstritten. „Es ist nicht meine Aufgabe, von allen gemocht zu werden“, sagt der Cheftrainer des Deutschen Schwimm Verbands (DSV), „solange ich 51 Prozent der Leute hinter mir habe, reicht mir das.“

Nach der deutschen Meisterschaft, die gestern in Berlin zu Ende gegangen ist, dürfte Madsen wieder mehr Menschen hinter sich wissen, denn die deutschen Schwimmer boten nach dem verpatzen Auftritt bei der Weltmeisterschaft in Melbourne wieder Leistung. Gleich sechs deutsche Rekorde stellten sie auf. Thomas Rupprath beispielsweise schwamm in 23,46 Sekunden über 50 Meter Schmetterling nur knapp am Europarekord vorbei. Auch Britta Steffen sorgte bei ihren zwei Meistertiteln für Weltklassezeiten in der Europasporthalle. Sowohl Rupprath als auch Steffen äußerten sich danach verwundert über die Erfolge: „Das hätte ich niemals gedacht“, sagten sie gleichermaßen.

Dass beide Athleten so überrascht von ihren Rennen waren, lag weniger an den Zeiten, die sie in Berlin schafften. Es überwog die Tatsache, dass sie schneller waren als beim Saisonhöhepunkt vor drei Wochen in Melbourne. Dies trifft auch auf andere Athleten des DSV zu wie Helge Meeuw oder die Deutsche Meisterin und neue deutsche Rekordhalterin über 200 Meter Brust, Birte Steven (2:25,33). Sie erreichten ihre Topform zu spät. „Wir müssen jetzt genau analysieren, was wir zum nächsten Jahr verändern“, sagte Madsen, „wir dürfen uns von einigen guten Zeiten hier nicht einlullen lassen.“

16 Monate vor den Olympischen Spielen in Peking fordert Madsen von seinen Athleten mehr Professionalität, die sie in letzter Zeit oft vermissen ließen. So will der Sportwissenschaftler keine Entschuldigungen für schwache Zeiten mehr dulden, wie sie die Athleten etwa in Melbourne präsentierten. Er kritisierte deshalb öffentlich die Einstellung einiger Schwimmer. „Wer in der Welt vorne mitschwimmen will, muss seine Leistung jederzeit abrufen können. Ich erwarte von allen, dass sie ihren inneren Schweinehund überwinden und alle Kräfte mobilisieren.“

Aber der 61-Jährige ist auch selbstkritisch genug, um im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2008 sein eigenes Trainingskonzept in Frage zu stellen. Einige Sportler bräuchten vielleicht mehr Ruhe und weniger Härte vor dem Saisonhöhepunkt, räumte er ein. Örjan Madsen weiß: Er wird an den Ergebnissen bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr gemessen werden.

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