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Sport: Das Ende der Spaßgesellschaft

Pfiffe gegen die eigene Mannschaft, Derartiges gibt es in der Spaßgesellschaft der deutschen Eishockey-Fans nur im Ausnahmefall. Das Spiel der Capitals gegen die Iserlohn Roosters vom Sonntag fällt in diese Kategorie.

Pfiffe gegen die eigene Mannschaft, Derartiges gibt es in der Spaßgesellschaft der deutschen Eishockey-Fans nur im Ausnahmefall. Das Spiel der Capitals gegen die Iserlohn Roosters vom Sonntag fällt in diese Kategorie. Gegen die schwächste Auswärtsmannschaft der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) boten die Berliner vor 2900 Zuschauern in der Deutschlandhalle eine desolate Vorstellung, was den Capitals schließlich mit einer 3:6 (0:3, 0:1, 3:2)-Niederlage und Unmutsbekundungen von den Rängen auch gebührend quittiert wurde.

Vor dem Spiel bei den Capitals hatten die Roosters auswärts ganze drei Punkte auf ihr Konto bringen können. Vermutlich hatten die Akteure der Capitals ein wenig zu lange auf diese bescheidene Statistik geschaut. Der Verdacht, dass da mancher Berliner glaubte, sich der Aufgabe im Schongang entledigen zu können, drängte sich gestern jedenfalls auf. Lediglich der vierten Sturmreihe mit Jonas Lanier, Lorenz Funk junior und Patrick Senger konnte man von Beginn an die rechte Einstellung - besonders in kämpferischer Hinsicht - attestieren. Ansonsten wurde bei den Capitals gegen die in ihrer eigenen Zone sehr konzentriert zu Werke gehenden Iserlohner fast nur geschludert.

Verteidiger Greg Andrusak leitete mit einer Unachtsamkeit an der blauen Linie des Gegners die Niederlage der Capitals ein: Rusty Fitzgerald nutzte den folgenden Konter zum 1:0 für Iserlohn. Wenig später kamen die Roosters dann in einem ihrer durchaus ansehnlichen Überzahlspiele zu ihrem zweiten Tor. Für die numerische Überlegenheit der Iserlohner hatte übrigens Corey Foster gesorgt: Der Berliner Verteidiger war gestern auf der Strafbank ein häufig gesehener Gast. Nach Steve Washburns Tor zum 3:0 für Iserlohn - nur 140 Sekunden nach dem ersten Treffer - war alles gelaufen. Gunnar Leidborg, Trainer der Capitals, versuchte vergebens, auf sein ungeordnetes Ensemble einzuwirken: Eine Auszeit nach dem dritten Gegentor führte lediglich dazu, dass seine Spieler Sekunden später bei eigener Überzahl zum Mittel eines unerlaubten Weitschusses griffen - bei Powerplay ist das eher selten zu beobachten.

Auch die Einwechslung von Jan Münster für Andrej Mezin mit Beginn des Mitteldrittels brachte keinen Impuls in das Spiel der Berliner. Nach 39 Minuten kassierte der zweite Torhüter der Capitals das 0:4, David Musial war der Torschütze für Iserlohn. Und es wurde noch bunter in der Deutschlandhalle, im Schlussdrittel war auf den Tribünen Karnevalsstimmung. Es versteht sich von selbst, dass da das fünfte Iserlohner Tor - durch Oliver Bernhardt erzielt - von den Fans der Capitals mit höhnischem Beifall bedacht wurde. Für noch größere Euphorieausbrüche sorgten schließlich Yvon Corriveau und Lorenz Funk junior und Jonas Lanier, die den Berlinern tatsächlich noch drei Treffer bescherten. Mehr als Schönheitsfehler waren diese Tore für die Roosters aber nicht, zumal Musial zwischenzeitlich zum 6:2 getroffen hatte.

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