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Sport: Das Ende der Steinzeit

Roland Stein war noch so einer. Ein echter Feierabendfußballer, der tagsüber seinem Beruf nach- und abends zum Training ging.

Roland Stein war noch so einer. Ein echter Feierabendfußballer, der tagsüber seinem Beruf nach- und abends zum Training ging. Ihm gelang 1994, wovon Millionen Amateurfußballer in Deutschland träumen: der Siegtreffer gegen den FC Bayern im DFB-Pokal. Stein und seine Mannschaftskollegen von der TSV Vestenbergsgreuth wurden zur Mutter aller Pokalsensationen.

In diesem Jahr fielen gleich sechs Bundesliga-Riesen in der ersten DFB-Pokalrunde – so viele wie nie zuvor. Nürnberg und Hoffenheim scheiterten gar gegen Mannschaften, die sonst drei Spielklassen tiefer in der Regionalliga um Punkte kämpfen. Auch für Hertha BSC war ein Viertligist Endstation. Das waren Überraschungen, aber keine Sensationen. Weil die Feierabendfußballer aus der Steinzeit langsam aussterben. In der Regionalliga wird in der Regel auch täglich trainiert, manche Vereine halten sogar zwei Einheiten pro Tag ab. Genau wie die Profis aus Liga eins und zwei.

Allein aufgrund von Fitnessvorteilen zu gewinnen, wird für die Bundesligisten immer schwerer. Wer nicht bereit ist, sich bei heißen Temperaturen wie am Wochenende auch gegen unterklassige Klubs zu quälen, fliegt raus. Im Grunde sind bis auf einzelne Ausnahmen alle Spieler von Liga eins bis vier Profis, nur eben mit unterschiedlicher Bezahlung. Die Siege vom Berliner AK, TSV Havelse oder Wormatia Worms sind auch damit zu erklären, dass sich das Niveau in den oberen vier Ligen durch so manche Spielklassenreform angeglichen hat. Der Unterbau ist professioneller geworden, die Bedingungen andere als noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren. Wer wirklich erst nach Feierabend spielen will, für den ist in der Oberliga Endstation.

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