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Sport: Das Ende der Teamorder

Die Formel 1 ändert ihre Regeln, um Michael Schumacher und Ferrari zu bremsen

Berlin. Eine Yacht zum Beispiel. Oder einen neuen Golfschläger. Vielleicht auch ein schönes Foto von den Kindern. Alles Dinge, die man sich an seinem Geburtstag wünschen könnte. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, der gestern 72 Jahre alt wurde, wird nicht einen Gedanken daran verschwendet haben. Zum einen, weil er diese Dinge schon besitzt, zum anderen, weil sich sein Verlangen derzeit auf den Wunsch konzentriert, dass die Formel 1 wieder spannend werden möge. Das ist sie nämlich ob der Überlegenheit von Ferrari und Michael Schumacher im Moment nicht.

Und so hing das Gelingen des Jubiläums maßgeblich davon ab, was die Sitzung der Formel-1-Kommission des Weltmotorsport-Verbands Fia ergab. Die beriet gestern in London über die Regeländerungen, die Ecclestone und Fia-Präsident Max Mosley eingebracht hatten. Sie entschied sich dafür, die Punkteregelung zu ändern und die Stallorder zu verbieten. Letztere hatte vor allem Ferrari in den vergangenen Jahren immer wieder angewandt und damit die Reihenfolge der beiden eigenen Fahrer festgelegt. Wie man die Teams künftig aber davon abhalten will, ist noch unklar. Vorgetäuschte Defekte oder langsame Boxenstopps bieten hierbei eine Menge strategischen Spielraum.

Überhaupt ist nach wochenlangen Diskussionen von Ecclestones Reformvorschlägen nicht viel übrig geblieben. Keine Überraschung, schließlich hatten sich die Teamchefs, die 11 der 26 Kommissionsmitglieder stellten, schon im Vorfeld darauf geeinigt, dass Ideen wie Zusatzgewichte oder ein Fahrertausch nicht verwirklicht werden sollen.

Ecclestone sagte über den Kompromiss: „Wir wollten nicht zu viel auf einmal ändern.“ So einigte sich die Kommission auf ein neues Punktesystem. Künftig erhalten die ersten acht statt bisher die ersten sechs Piloten WM-Zähler. Das kommt den kleineren Rennställen entgegen, die oft keine Chance auf Punkte hatten, weil die drei Topteams Ferrari, McLaren und Williams mit ihren sechs Autos nur bei Ausfällen zu schlagen waren. Die Verteilung der Punkte (10, 8, 6, 5, 4, 3, 2, 1) wertet jedoch einen Grand-Prix- Sieg ab, weil der Gewinner nur noch zwei, und nicht mehr vier Punkte mehr erhält als der Zweite. Erwartungsgemäß wurde auch der Qualifikationsmodus geändert. In jeweils einem einstündigen Training am Freitag und Sonnabend soll der Schnellste ermittelt werden. Dabei werden die Autos für nur noch eine schnelle Runde einzeln auf die Strecke gehen, am Sonnabend in umgekehrter Reihenfolge des Ergebnisses vom Vortag. Ein Vorgehen, das verhindern soll, dass die schnellsten Fahrer erst in den letzten Minuten die Box verlassen.

Desweiteren können die Reifenhersteller anstelle von Einheitsreifen nun jedes Team mit speziellen Mischungen liefern. Können, nicht müssen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Firmen eigens Reifen für die kleineren Rennställe BAR oder Minardi entwickeln, wenn kaum Erfolge zu erwarten sind. Außerdem wird diese Änderung nicht gerade dazu beitragen, die von Mosley verlangten gut 500 Millionen Euro einzusparen. Schließlich werden die Reifenhersteller diesen Mehraufwand, wenn überhaupt, nicht umsonst betreiben.

In Sachen Kostenreduzierung wurde ohnehin nicht viel beschlossen. Immerhin soll jedes Team, das künftig nicht mehr als zehn teure Testfahrten im Jahr durchführt, an einem zusätzlichen Training während der Rennwochenenden teilnehmen dürfen.

Davon wird es im nächsten Jahr nur noch 16 geben. Der Grand Prix von Belgien wurde wie erwartet aus dem Kalender gestrichen. Da dort ab 2003 das Tabakwerbeverbot in Kraft tritt, hätten sich die Rennställe darauf einigen müssen, in Spa ohne Zigarettenreklame zu fahren. Dazu kam es nicht. Momentan können sich die Rennställe keine unzufriedenen Sponsoren mehr leisten. Immerhin ist das der einzige Beschluss, der den Seriensieger tatsächlich ein wenig bremsen könnte. Spa ist Michael Schumachers Lieblingsstrecke, dort hat er bereits sechsmal gewonnen. Damit ist es nun vorbei.

Christian Hönnicke

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