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Zweiter Aufschlag. Endlich kann Baker einmal verletzungsfrei Tennis spielen. Foto: dpa

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Sport: Das Ende einer Leidenszeit

Vor neun Jahren galt Brian Baker als größtes Talent der Tennis-Szene. Nach vielen Verletzungen feiert der Amerikaner sein Comeback.

Neun Jahre ist es her, da spielte Brian Baker das Juniorenfinale bei den French Open. Der Amerikaner hatte damals heute etablierte Profis wie Marcos Baghdatis und Jo-Wilfried Tsonga geschlagen, im Endspiel unterlag er Stanislas Wawrinka. Der Schweizer erinnert sich gut an den Kontrahenten von einst: „Brian war richtig gut und hatte ein unglaubliches Gespür für das Spiel. Er hätte es weit bringen können.“ Baker galt als das hoffnungsvollste Talent der Szene, dennoch sollte es fast ein Jahrzehnt dauern, bis der Amerikaner nach Paris zurückkehrte.

Denn sein Körper hatte Baker für eine halbe Ewigkeit ausgebremst. Ganze sechs Jahre lang war er verletzt, wurde zum Dauerpatienten anstatt zum gefeierten Tennisprofi. Doch nun startete der inzwischen 27-Jährige aus Nashville, Tennessee ein Comeback, das wohl zu den beeindruckendsten der Moderne gezählt werden darf. Roger Federer entfuhr ein „Wow“, als er von Bakers Rückkehr auf die Tour hörte, „das ist ja eine unglaubliche Geschichte“. So richtig glauben konnte es Baker selbst nicht, als er am Mittwochabend den Court Philippe Chatrier betrat. Er hatte vom Veranstalter eine Wildcard fürs Hauptfeld bekommen, nachdem er in der Vorwoche beim Turnier in Nizza von der Qualifikation bis ins Finale gestürmt war.

Bis in die zweite Runde hatte es Baker in Paris geschafft, es war sein achter Sieg binnen zwölf Tagen. Gegen den Franzosen Gilles Simon endete der fabelhafte Lauf dann zwar, aber Baker hatte sich in fünf Sätzen gegen die Niederlage gestemmt. Mit 4:6, 1:6 lag er bereits scheinbar aussichtslos zurück, erkämpfte sich ein 7:6 und 6:1 in den nächsten beiden Durchgängen, doch im Entscheidungssatz ging dem Wiedereinsteiger die Puste aus. 0:6 hieß es am Ende, doch Simon war voll des Lobes: „Es ist ein ganz unangenehmes Gefühl gegen ihn, denn er spielt nie das, was man erwartet. Er hat so viele Möglichkeiten mit dem Ball, mehr als die meisten anderen Spieler.“ Auch dem Weltranglistenersten Novak Djokovic ist die gemeinsame Juniorenzeit noch präsent: „Brian war immer ein cleverer Spieler mit unglaublichen Variationen in den Schlägen.“

Noch vor einem Jahr gab der Amerikaner Tennisunterricht an der Universität von Belmont und spielte selbst in der „Middle Tennessee League“. Im letzten Sommer entschied er sich, den großen Schritt zu wagen. „Ich wollte nicht später zurückblicken und mich ärgern, dass ich es nicht noch einmal versucht habe“, sagte Baker. Fünf Operationen hatte er seit 2005 über sich ergehen lassen müssen, mehrere schwerwiegende Eingriffe an Hüfte, Leiste und Ellbogen. Die Narben an seinem Körper zeugen von der Leidenszeit und der schier endlosen Schinderei in Rehazentren.

Manch anderer hätte in seiner Lage längst aufgegeben. „Ich war nie an dem Punkt, an dem ich das Handtuch werfen wollte“, sagte Baker. Sein Mut wurde schon belohnt – von Platz 456 stürmte er auf 141 der Rangliste vor, so hoch stand er nie zuvor. „Ich hatte immer Vertrauen in meine Fähigkeiten“, sagte Baker, „nur mein Körper wollte nicht.“ Im Moment will er wieder.

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