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Sport: Das Ende einer Meistermannschaft

Mit dem Ausscheiden gegen Fulham verspielt Wolfsburg auch die letzte Chance, die Saison zu einem guten Ende zu bringen

Von Christian Otto

Der Gast aus Hollywood hatte nur einen bangen Moment zu überstehen. Kurz vor Spielende landete der Fußball ein paar Meter neben Hugh Grant. Den wuchtigen Schuss, der den Schauspieler und glühenden Verehrer des FC Fulham knapp verfehlte, hatte der Brasilianer Rever abgegeben. Es handelte sich um einen wilden Klärungsversuch auf Höhe der Mittellinie, der die 0:1-Niederlage des Deutschen Meisters VfL Wolfsburg auf peinliche Weise abrundete. „Heute hat hier die Mannschaft gewonnen, die sich als Team präsentiert hat“, sagte Sascha Riether, nachdem das enttäuschende Wolfsburger Aus im Viertelfinale der Europa League besiegelt war.

Der Schlusspfiff besaß eine entlarvende Wirkung. Edin Dzeko stürmte voller Wut in die Umkleidekabine, und auch den Rest der Mannschaft konnte Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß nicht mehr zu einem Besuch in der Fankurve bewegen. Der Frust über eine Niederlage, die durch das Gegentor von Bobby Zamora nach nur 22 Sekunden schon besiegelt war, saß zu tief. „Wir hatten noch 89 Minuten. Aber wir haben es einfach nicht hingekriegt“, sagte Torhüter Diego Benaglio. Wie sie es auch retten wollten, es ging schief. Und welche Rolle Neuzugang Rever, für fünf Millionen Euro im Winter verpflichtet und gegen Fulham erstmals eingewechselt, dabei übernehmen sollte, konnte niemand erklären. „Es tut mir leid. Wir haben nicht richtig eingewechselt. Und ich habe es nicht geschafft, die Mannschaft mit Biss und Leidenschaft auf den Platz zu schicken“, sagte Trainer Lorenz-Günther Köstner.

Es ehrt ihn, dass er sich als Sündenbock zur Verfügung stellte. Dass Innenverteidiger Jan Simunek als Ersatz für den verletzten Alexander Madlung eine Fehlbesetzung war, hatten alle gesehen. Und dass Rever nicht wusste, ob er denn nun nach vorne oder hinten rennen sollte, blieb auch niemandem verborgen. Die fehlenden Alternativen auf der Ersatzbank dienten als Beleg für die verfehlte Personalpolitik des Meisters. Das Spiel der von Köstners Vorgänger Armin Veh verpflichteten Karim Ziani und Thomas Kahlenberg erweist sich als teures Missverständnis. Und der Glaube, die Meistermannschaft nur geringfügig verstärken zu müssen, war mit Blick auf internationale Spiele eine Fehleinschätzung.

„Ich kann nur an die Mannschaft appellieren, sich noch versöhnlich von den Fans und der Saison zu verabschieden“, sagte Köstner, der sich bald wieder um die Wolfsburger Reserve in der Regionalliga kümmern darf. Die Spieler scheinen sehnsüchtig darauf zu warten, dass endlich jemand die Reset-Taste drückt und ein neuer Trainer die Leistung der Mannschaft wieder richtig hochfährt.

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