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Sport: Das erste Mal im Ostseestadion

Hansa Rostock erlebt beim 3:1 gegen Bochum die Heimsieg-Premiere in dieser Saison

Rein van Duijnhoven hatte den Rostockern wenig Mut gemacht. Spätestens am Samstag um 17 Uhr 15 seien Hansas Hoffnungen auf den Klassenerhalt „endgültig beendet“, hatte der Torhüter des VfL Bochum angekündigt. Der Niederländer lag nicht ganz richtig: Als die Uhr am Samstag 17 Uhr 15 anzeigte, hatte Hansa 3:1 (1:0) gewonnen und den VfL Bochum in der Tabelle überholt.

18 600 unerschrockene Zuschauer waren auch zum dreizehnten Heimspiel von Hansa Rostock in dieser Saison gekommen, um endlich den ersten Sieg im Ostseestadion zu sehen. Als Rade Prica zwei frei stehende Mannschaftskameraden übersah und stattdessen den Ball aus 20 Metern trocken zum 3:0 in den Winkel setzte, schien dieses seltene Erlebnis greifbar nahe. Doch die Fans wurden nach ihrem riesigen Jubel über den Treffer des Stürmers in der 52. Minute seltsam still. Sie merkten, dass ihre Mannschaft Angst bekam. „Da fangen die Zellen im Kopf an zu arbeiten: Mensch, wir haben ja zu Hause noch gar nicht gewonnen“, sagte Rostocks Trainer Jörg Berger. „Nach dem 3:0 haben wir das Fußballspielen eingestellt“, wie Abwehrspieler Ronald Maul bemerkte. „Am Ende haben wir Glück gehabt, dass wir gewonnen haben.“

Hansa Rostock hatte das Spiel zunächst klar dominiert, schon in der vierten Minute erzielte Antonio di Salvo den ersten Treffer für Rostock. Der nicht immer aufmerksame Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich entschied aber zu Unrecht auf Abseits. Die Rostocker ließen sich davon gegen apathische Bochumer aber nicht beeindrucken, und zehn Minuten vor der Halbzeitpause wurden sie für ihre Angriffe mit Hilfe ausgleichender Ungerechtigkeit belohnt. Van Duijnhoven ließ einen Schuss von Maul abprallen, di Salvo staubte zum 1:0 ab. Dieses Tor erkannte Fröhlich an, obwohl di Salvo beim Schuss von Maul im Abseits gestanden hatte. Kurz nach der Halbzeit umkurvte di Salvo die Bochumer Innenverteidigung und lupfte den Ball zum 2:0 ins Netz.

Rostock kämpfte mit viel Einsatz, der VfL Bochum spielte nur mit. Bochums Trainer Peter Neururer, der in der ersten Halbzeit regungslos auf seinem Stuhl saß und als Einziger im Stadion einen Regenschirm in der Hand hielt, obwohl der Schneeregen längst aufgehört hatte, sprang nach dem zweiten Gegentor zum ersten Mal von seinem Platz auf. Als dann Prica das 3:0 erzielte, setzte er sich aber gleich wieder hin. „Ich bin maßlos enttäuscht darüber, dass sich die Mannschaft erst so spät auf dem Platz gemeldet hat“, sagte Neururer. Trotzdem hätte sie noch ein Unentschieden erreichen können. „Wir waren erst zu verkrampft, bei 0:3 kannst du dann ja nicht mehr viel falsch machen“, sagte Dariusz Wosz. Zunächst traf Sören Colding mit einem Weitschuss den Pfosten, später auch Martin Meichelbeck. Und unmittelbar nach dem 1:3 durch Edu scheiterte Tommy Bechmann frei an Rostocks Torwart Schober.

Peter Neururer war nach der neunten Auswärtsniederlage in Serie nahezu sprachlos. „Im schlimmsten Fall müssen wir halt in die Zweite Liga“, sagte der Bochumer Trainer. Sein Kollege Jörg Berger sieht dagegen plötzlich wieder die Chance, seinen Ruf als Retter zu verteidigen. „Man hat gesehen, wie wichtig der Sieg vor einer Woche in Hannover für die Moral war“, sagte er. „Wir haben Hoffnung.“ Spätestens zu diesem Zeitpunkt musste Rein van Duijnhoven einsehen, dass er sich geirrt hatte.

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