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Sport: Das Glück ist ein Bremer

Werder schlägt Lübeck im Pokal mit 3:2 nach Verlängerung

Bremen. Karten für ein Heimspiel von Werder Bremen sind derzeit ein teures Gut. Am vergangenen Montag begann der Vorverkauf für das letzte Heimspiel der Saison gegen Bayer Leverkusen. Die Bilder glichen denen vor Beginn der Berlinale. Schon früh morgens warteten die ersten Fans in einer bis zu 400 Meter langen Schlange vor der Geschäftsstelle. Innerhalb von wenigen Stunden war das Spiel ausverkauft, bei dem nach den Vorstellungen der Werder-Fans die Meisterschaft gefeiert werden soll. Nach dem dramatischen Pokalhalbfinale gegen den VfB Lübeck verwundert das keinen.

Neun Minuten fehlten dem aufopferungsvoll kämpfenden Zweitligisten aus Lübeck noch zum Einzug ins Finale des DFB-Pokals. 2:1 führten die Gäste nicht unverdient vor 38 700 Zuschauern im nahezu ausverkauften Weserstadion, doch dann drehten Ailton und Nelson Haedo Valdez mit ihren Treffern zum 3:2 (1:1, 0:1)-Endstand das Spiel. Werder steht im Pokal-Endspiel in Berlin und hat damit weiterhin in dieser Saison die Möglichkeit, sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft zu holen.

Eigentlich versprach das Spiel des Tabellenführers der Bundesliga gegen den 15. der Zweiten Liga so viel Spannung wie Formel-1-Rennen mit Michael Schumacher in der Pole Position. Dass es anders kommen sollte, zeigte sich schon nach zehn Minuten. Denn der Zweitligist hatte die Phrase, die Trainer Dieter Hecking schon nach der Auslosung ausgegeben hatte, offenbar ernstgenommen: „Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen.“

Lübecks einziger Stürmer Jens Scharping nutzte die erste Chance und verlängerte einen Eckball mit dem Kopf ins Werder-Tor. Der gefürchtete Bremer Angriff blieb dagegen harmlos. Ailton wurde zwar mehrfach in aussichtsreicher Position freigespielt, stand dabei aber meist im Abseits. Und die Bremer Abwehr war in der ersten Halbzeit ähnlich nachlässig wie zuletzt beim glücklichen 3:2-Sieg beim Pokalviertelfinale in Fürth oder auch in der zweiten Halbzeit beim 3:2 gegen Köln am vergangenen Samstag. Die besseren Chancen hatte Lübeck. Doch es blieb vorerst beim 1:0.

Nach der Pause schien sich das Spiel zu wenden. Seine erste druckvolle Phase nutzte Bremen zum Ausgleich. Der junge Christian Schulz hatte von links geflankt, und Johan Micoud kam freistehend zum Kopfball. Doch zu dem Spiel, das alle erwartet hatten - Bremen stürmt, Lübeck verteidigt so gut es eben geht - kam es zunächst nicht. Die Gäste hatten besonders über die linke Seite um den starken U21-Nationalspieler Timo Achenbach immer wieder gefährliche Kontersituationen. Die größte Möglichkeit eine halbe Stunde vor dem Ende hatte Achenbach selbst, doch er zielte am Tor vorbei.

Bremen schien sich dagegen auf das Glück der Rückrunde zu verlassen. Die Mannschaft wartete eher auf das Tor, als dass sie versuchte, eines zu schießen. Beinahe wäre das auch gelungen. Ailton kam nach 89 Minuten plötzlich auf Höhe des Elfmeterpunktes an den Ball, doch diesmal sprang sein Lupfer über Lübecks Torhüter Maik Wilde von der Latte zurück ins Spiel statt ins Tor.

Dann waren die ersten 90 Minuten beendet. Während die Lübecker Spieler sich eng umschlungen auf die Verlängerung einschworen und die Zuschauer „Oh, wie ist das schön!“ anstimmten, hätte das Spiel eigentlich vorbei sein können. Die Lübecker hatten weit mehr geleistet, als man von ihnen erwartet hatte, die Stimmung im Fanblock schien ihren Höhepunkt erreicht zu haben, es konnte eigentlich nur noch schlechter werden. Doch bei Pokalspielen gibt es nun mal eine Verlängerung, und so ließ sich Ferydoon Zandi nach drei Minuten frei spielen und schoss den Ball ins Tor. Thomas Schaaf blieb nun nichts anderes übrig, als ein hohes Risiko einzugehen. Er wechselte den Siegtorschützen Nelson Valdez und Angelos Charisteas ein. Es war die Wende.

Steffen Hudemann

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