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Sport: Das Glück ist mit den Bayern

Bundesligist siegt erst nach Elfmeterschießen bei Regionalligist Burghausen

Der Schiedsrichter pfiff, die Burghausener Spieler klatschten, sie brüllten die Fankurve an, und die Fans, sie jubelten, der Lärm in der mit 11 582 Zuschauern ausverkauften Wacker-Arena von Burghausen war ohrenbetäubend. Dabei war das DFB-Pokal-Erstrundenspiel zwischen dem Regionalligisten Wacker Burghausen und dem FC Bayern noch lange nicht zu Ende, es war gerade mal Halbzeit. Den Burghausenern war das egal: Sie hatten das Gefühl, Teil von etwas Großem sein zu können. Und beinahe wären sie es auch geworden, am Ende aber verloren sie erst im Elfmeterschießen, und zwar 3:4. Nach der Verlängerung hatte es 1:1 (1:1, 0:0) gestanden. Der Burghausener Thomas Mayer vergab den entscheidenden Elfmeter, er scheiterte an Bayern-Torwart Oliver Kahn.

„Wenn wir es schaffen, dass der Zeugwart vom FC Bayern nach dem Spiel ein paar Stutzen wechseln muss, haben wir unser Ziel erreicht“, hatte Burghausens Trainer Ingo Anderbrügge vor dem Anpfiff gesagt. Seine Spieler waren etwas selbstbewusster, der 18-jährige Torhüter Manuel Riemann etwa ließ wissen, der Kahn sei „nicht so ein Techniker wie ich“. Nun: Er hatte genügend Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen. Die Bayern traten zwar anfangs etwas zu lässig auf, fast überheblich, kamen aber dennoch zu einigen Torchancen. Allein Franck Ribéry war an einigen beteiligt, mal schoss er selbst, wie schon nach 20 Sekunden oder auch nach 24 Minuten, mal bereitete er für Hamit Altintop vor oder auch für Miroslav Klose. In den meisten Fällen parierte Manuel Riemann, und es war wie so oft, wenn ein übermächtiger Erstligist im Pokal auf einen Drittligisten trifft: Der Torwart des Außenseiters ist schon nach ein paar Minuten auf dem besten Weg, der Held des Abends zu werden.

Zumal auch seine Mannschaftskollegen ordentlich mitspielten, sie hätten sogar schon nach zwei Minuten ein Tor erzielen können, als Burghausens Levente Schultz mit einem platzierten Schuss Oliver Kahn zu einer Parade zwang, die so spektakulär aussah, dass man zumindest kurzzeitig an der Aussage von Manuel Riemann zweifelte. Und dann kam die 61. Spielminute: Es gab Freistoß für Burghausen, der Ball flog in den Strafraum, Thomas Neubert sprang höher als alle anderen und bugsierte den Ball mit dem Kopf an die Unterkante der Latte und von dort ins Tor. Oliver Kahn blieb stehen, fassungslos, und Manuel Riemann rannte mit ausgebreiteten Armen über das Spielfeld. „Wir haben Chance um Chance, und dann steht da einer im Tor, der Magneten an den Händen hat“, sollte Bayern-Manager Uli Hoeneß später feststellen.

Die Bayern wurden energischer, Burghausen dagegen verzichtete von nun an auf die Offensive und postierte sich vollständig in und um den eigenen Strafraum herum. Zé Roberto drosch nach 70 Minuten volley aus 18 Metern auf den Ball – und Riemann fing ihn. Mark van Bommel versuchte eine Minute später aus 13 Metern, den Ball platziert ins rechte Eck zu schieben – und traf den Außenpfosten. Franck Ribéry schoss nach 77 Minuten von der Strafraumgrenze, doch der Ball flog wenige Zentimeter am Tor vorbei. Und die Burghausener Fans, sie klatschten und schrieen weiter. Bis zur 79. Minute. Franck Ribéry zirkelte eine von unzähligen Eckstößen in den Strafraum, Miroslav Klose sprang hoch, nickte kurz mit dem Kopf, und es stand 1:1. Manuel Riemann war chancenlos.

In der Verlängerung lief das Spiel so weiter wie zuvor: Bayern passte, flankte, schoss, und Riemann warf sich dazwischen, wann immer er konnte, oft waren es auch die Bayern selbst, die das Tor verfehlten. So kam es schließlich zum Elfmeterschießen, in dem dann Bayerns Christian Lell die Nerven behielt und zum 4:3 verwandelte, bevor dann Mayer an Kahn scheiterte. Am Ende hatten die Bayern mit viel Glück die zweite Runde erreicht.

Michael Neudecker[Burghausen]

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