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Sport: Das Gold liegt in der Loipe

Biathlet Sven Fischer gewinnt souverän den 10-Kilometer-Sprint

Das olympische Biathlon-Stadion von San Sicario wird zur Partymeile der deutschen Olympioniken. Nach Gold für Michael Greis und Bronze für Martina Glagow in den ersten beiden Rennen huldigten die Fans gestern dem Thüringer Sven Fischer. Im Sprint über zehn Kilometer setzte er die Reihe der deutschen Erfolge fort. Mit fehlerfreiem Schießen und einer hervorragenden Laufzeit holte sich der Routinier die Goldmedaille im Sprint. Es ist sein erster olympischer Einzeltitel nach 15 Jahren Biathlon-Karriere. Silber und Bronze gingen an die Norweger Halvard Hanevold und Frode Andresen.

Dass er etwas Großes geschafft hat, war Fischer schon beim Zieleinlauf bewusst. Erschöpft sank er in den Schnee und blieb – tief atmend, die Augen geschlossen – minutenlang liegen. „Ich habe für mich die Zeit genutzt, um meine Ruhe zu haben. Die werde ich jetzt nicht mehr haben“, erzählte der 34-Jährige.

Bundestrainer Frank Ullrich trieb die zweite Goldmedaille für seine Herren die Freudentränen in die Augen. „Für mich ist das heute der allergrößte Tag“, sagte Ullrich, der 1980 in Lake Placid die olympische Premiere des Sprintwettbewerbs gewonnen hatte. „Wir haben gezielt auf die Spiele hingearbeitet und es ist schön, dass sich das jetzt auszahlt.“

Vor allem in der Loipe haben die deutschen Trainer mit ihren Athleten in den vergangenen Jahren viel geübt. Mit Erfolg: Der Rückstand auf die früher läuferisch überlegenen Norweger ist geringer geworden. So hielt sich Fischer gestern auf der Strecke nah genug an der Zeit von Wunderläufer Frode Andresen, so dass dieser – belastet durch eine Strafrunde – nicht mehr vorbeiziehen konnte. Dem Zweitplatzierten Hanevold, der nach Bronze über 20 Kilometer seine zweite Medaille gewann, nahm Fischer gar acht Sekunden ab. Dabei hatte sich der Oberhofer zunächst nach eigenen Angaben nicht so gut gefühlt. Doch beim ersten Schießen holte er sich mit einer souveränen Einlage Selbstvertrauen für die Mittelrunde. Auch im Stehendanschlag behielt Fischer die Nerven. Nach 26 Minuten und 11 Sekunden kam er ins Ziel – an dieser Vorgabe sollte die Konkurrenz scheitern.

Ohne Fehlschuss blieb auch Ricco Groß. Nach dem zweiten Schießen hatte der Ruhpoldinger als Vierter nur vier Sekunden Rückstand auf Bronze. Doch auf der Schlussrunde fiel er auf Rang sieben zurück. Für das Verfolgungsrennen am Samstag, das er gut eine Minute nach Fischer starten wird, sieht er sich aber in einer guten Ausgangsposition: „Nachdem Michael und Sven ihre Erfolge haben, bin ich am Samstag dran.“ 20-Kilometer-Olympiasieger Michael Greis landete drei Tage nach seinem Triumph mit drei Schießfehlern abgeschlagen auf Platz 35. Damit war er schlechtester Deutscher hinter Alexander Wolf, der 15. wurde.

Sven Fischer bekam seine Medaille am Abend in Turin überreicht - mit Musik und Feuerwerk. Schon am Nachmittag im Biathlon-Stadion standen die Gratulanten Schlange. Mit Tränen in den Augen bestieg Fischer das Podest und nahm Glückwünsche und Blumen entgegen.

Ralf Drescher[San Sicario]

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