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Sport: „Das große Gestalten reizt mich“

Herthas früherer Kapitän Michael Preetz über seine Ambitionen im Fußball-Management

Herr Preetz, dieses Trainingslager von Hertha BSC haben Sie organisiert. Hat Ihnen Manager Hoeneß auch schon wirklich wichtige Entscheidungen überlassen?

Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, ein Trainingslager zu organisieren, und sie verlangt viel Detailarbeit. Selbstverständlich muss das in enger Absprache mit Trainer und Manager geschehen. Ich mache außerdem im Moment genau das, was ich wollte: Ich wollte lernen und Einblicke bekommen in alle möglichen Fußballbereiche. Es ist sehr wichtig, dass ich mir dafür Zeit nehmen kann. Viele sind reingedrängt worden ins Management oder haben sich reingedrängt. Ich möchte kein durchlaufender Posten sein.

Warum wollen Sie Fußballmanager werden?

Ich glaube, dass ich mich am besten in diesem Bereich einbringen kann. Das große Gestalten, das Planen, das reizt mich sehr. Und der Seitenwechsel ist noch deutlicher, als wenn ich Trainer geworden wäre. In verantwortungsvoller Position hat man unmittelbaren Einfluss auf die Geschicke des Vereins. Und es gibt keine Position im Fußball, bei der man mehr Verantwortung hat und bei der man mehr gestalten kann als die des Managers in einem Bundesligaverein.

Was müssen Sie noch lernen, und was bringen Sie schon mit?

Die neunjährige Amtszeit als Vizepräsident der Vereinigung der Vertragsfußballspieler ist für mich eine gute Basis. Schon als Kapitän musste ich Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Und in meinem neuen Arbeitsfeld geht es nun darum, sämtliche Facetten dieses Berufs kennen zu lernen.

Sie haben während Ihrer Zeit als Fußballer Betriebswirtschaft an der Fernuniversität Hagen studiert. Haben Sie das Studium abschließen können?

Leider nicht. Aber ich habe versucht, gezielt Module zu belegen, die mir für meinen weiteren Berufsweg weiterhelfen können.

Ist Hertha BSC der richtige Verein für Ihre Ausbildungszeit?

Auf jeden Fall. Es gibt in Deutschland kaum einen Verein, der noch besser aufgestellt und strukturiert ist als HerthaBSC. Außerdem identifiziere ich mich total mit dem Verein, weil ich in Berlin die mit Abstand schönste und erfolgreichste Zeit meiner Fußballkarriere erlebt habe.

Ist Dieter Hoeneß ein guter Ausbilder?

Keine Frage. Zum Beispiel ist er in Vertragsverhandlungen ein gewiefter Taktiker. Insgesamt verfügt er eben über sehr viel Erfahrung. Davon kann ich einiges mitnehmen.

Wie sieht Ihre Karriereplanung aus?

Mein Dreijahresvertrag läuft bis ins WM-Jahr 2006. Danach wird man sehen.

Wenn Sie Manager werden wollen, müssten Sie den Verein wechseln.

Hertha BSC gehört zu den Top fünf der Bundesliga. Wenn man hier arbeitet, muss man eine andere Anfrage schon sehr gut prüfen.

Martin Bader, der vor Ihnen bei Hertha BSC in der Geschäftsführung gearbeitet hat, ist inzwischen Sportdirektor in Nürnberg. Haben Sie selbst auch schon Anfragen erhalten für eine solche Position?

Wie gesagt: Hertha ist für mich nicht irgendein Arbeitgeber, sondern eine Herzensangelegenheit. Das gilt für den Klub genauso wie für die Stadt Berlin.

Bundesligavereine gibt es 18. Haben Sie Ausschlusskriterien für eine zukünftige Stelle als Manager?

Ein Verein muss seriös sein und ein gewisses Fundament haben. Beides finde ich bei Hertha vor. Schon als Spieler habe ich dies geschätzt, deshalb stellt sich für mich die Bewertung anderer Klubs derzeit nicht.

Sie sind jetzt nicht mehr auf der Seite der Arbeitnehmer wie bei der Spielervereinigung, sondern auf der der Arbeitgeber. Bringt Sie das in einen Konflikt?

Ich habe auch meine Arbeit für die VdV immer als Vertreter des Ganzen gesehen. Ich wollte der Sache dienlich sein. Mein Vorgänger Jürgen Rollmann hatte einen Konfrontationskurs gegen den DFB gefahren, den wir dann schnell beendet haben. Aber ich denke, dass ich auch in meiner jetzigen Aufgabe das große Ganze nicht aus dem Blick verliere. Es muss nicht immer so sein, dass einer bei Vertragsverhandlungen der Sieger ist und der andere der Verlierer.

Aber müssen Sie nicht auch sehr hart sein, weil es um hohe Summen geht?

Gegenfrage: Ist es eine Frage des Geldes, wie man miteinander umgeht? Wichtig ist doch, dass man sich bei allen Entscheidungen in die Augen schauen kann, weil man offen und fair miteinander umgeht.

Offenbar wollten Sie nicht vom Fußball loskommen. Ist er für Sie so etwas wie eine emotionale Heimat?

Das ist das richtige Wort. Ich weiß gar nicht, ob man außerhalb des Sports nachvollziehen kann, welche ungeheuren Emotionen sich da abspielen, wenn man in ein voll besetztes Stadion läuft. Das lässt einen nicht mehr los. Fußballer bleibt man ein Leben lang.

Das Gespräch führte Friedhard Teuffel.

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