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Sport: Das harte "R" des Reservisten - Sergej Mandreko lacht gern - nur nicht beim Thema Haider

Tadschikistan ist weit weg, Österreich mittlerweile auch. Sergej Mandreko, ein Österreicher tadschikischer Herkunft, kennt sich aus in der Welt.

Tadschikistan ist weit weg, Österreich mittlerweile auch. Sergej Mandreko, ein Österreicher tadschikischer Herkunft, kennt sich aus in der Welt. Seine Fußballkunst hat ihm eine Reihe interessanter Anstellungen eingebracht in den zurückliegenden zehn Jahren: Pamir Duschanbe, Rapid Wien und, seit Juli 1997, Hertha BSC.

Mandreko spricht nicht viel, schon gar nicht, wenn er nicht gefragt wird. Dabei gilt der 28-Jährige als ausgesprochener Spaßvogel. Das hart gerollte "R" wird umschmeichelt vom Wiener Dialekt. Nur wenn er das Wort "Haider" in den Mund nimmt, hört der Spaß auf. Ohnehin ist ihm das Lachen etwas vergangen, aber das liegt nicht nur am Frontmann der "Freiheitlichen". In Herthas letzten 40 Spielen war Mandreko nur drei Mal dabei. Zuletzt hatte er im Oktober 1998 ein Spiel komplett durchgepielt. Doch vergangenen Freitag ist es dann passiert. Herthas Trainer Jürgen Röber stellte Mandreko in seine Anfangsformation für das Spiel in Bremen. Trotz der 1:4-Niederlage erhielt er noch die besten Kritiken.

Sein Vertrag in Berlin läuft im Sommer aus. Bis jetzt gab es weder Signale aus der Chefetage der Berliner noch Anfragen von anderen Vereinen. Mandreko hatte sich eigentlich seiner Rolle als Reservist ergeben. Plötzlich sagt er wieder: "Alles ist offen" und, ein altes rusisches Sprichwort: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."

Fünf Länderspiele hat er bestritten. Vier für die ehemalige Sowjetunion, eines für Russland. Für Österreich darf er nach dem Reglement der Fifa nicht spielen. Für Russland schon, allerdings "müsste ich mir wieder einen russischen Pass besorgen. Das ist sehr mühsam." Da ist die Zuneigung zu Österreich. In Wien, bei Rapid, haben sie ihn geliebt. Fast fünf Jahre hat er da gespielt. "Es war eine schöne Zeit", erzählt er, "wir haben noch heute gute Freunde dort." Die österreichische Staatsbürgerschaft bekam der verdienstvolle Rapidspieler quasi ehrenhalber. Wenn es für ihn keine Fortsetzung in Berlin gibt, kehrt er nach Wien zurück. Die Kinder sollen eine gute Ausbildung genießen. Wladimir und Anastasia würden zwar zweisprachig aufwachsen, aber im Zweifelsfall wird im Hause Mandreko "konsequent Deutsch" gesprochen. Eine christlich-orthodoxe Gemeinde gibt es in Schmargendorf auch. Der Bundesligastress lasse Besuche kaum zu, "aber ich trage mein Kreuz immer bei mir". Tadschikischen Boden hat er seit seinem Verlassen 1992 nicht wieder betreten. Seine Eltern wanderten mit aus. In die Ukraine.

Mandreko umgibt eine für Fußballprofis untypische Genügsamkeit. Er kann seine Eltern unterstützen, die eigene Familie ist abgesichert. "Das reicht". Das persönliche Glück relativiert manch unglückliche Personaldiskussion bei Hertha BSC. "Wünschen kann man sich sowieso nichts", sagt er. "Herr Hoeneß hat damals das Richtige gemacht, er wird es auch jetzt wieder tun."

Was ihn viel mehr umtreibt, sei die momentane Entwicklung in Österreich. "Die EU kann das Land nicht einfach aussperren", sagt Mandreko, "man muss politisch dagegen steuern und Haiders Ideen entlarven. Alles andere hat nichts mit Demokratie zu tun". Abends sitzt er oft mit seiner Frau vor dem Fernseher und sieht die Bilder von Demonstrationen gegen die FPÖ. "Vor fünf Jahren noch habe ich über Haider und seine Sprüche gelacht. Wir haben das einfach nicht ernst genommen." Mandreko glaubt noch an die Kraft der anderen Österreicher. "Die meisten wollten doch nur mal ärgern, und jetzt haben sie ein großes Problem."

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