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Sport: Das Herz der Mannschaft

Das Team von Trainer Jackson überzeugte durch Ausgeglichenheit und Willen

Von Katrin Schulze

Berlin - Es klang vermessen. Als Don Jackson vor der Saison vom Meistertitel sprach, nahm das nicht jeder ernst. Meister mit einem Team, das eine Saison zuvor nicht mal die Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga erreicht hatte? Das schien fern der Realität. War es aber nicht, denn Jackson hat sein Wort gehalten. Er hat den EHC Eisbären zum dritten Meistertitel nach 2005 und 2006 geführt.

Als Nachfolger von Pierre Pagé, dessen Methoden sich nach fünfjähriger Amtszeit aufgebraucht und die Spieler aufgebracht hatten, holte Manager Peter John Lee den 51 Jahre alten US–Amerikaner von Düsseldorf nach Berlin. Es war der einzig entscheidende Personalwechsel der Berliner, denn die Mannschaft blieb im Kern unverändert. Und trotzdem änderte sich einiges – vor allem die Einstellung der Profis. „Wir hatten das Gefühl, dass das letzte Jahr verschwendet war“, sagte Kapitän Steve Walker. „Deshalb waren wir besonders motiviert, in dieser Saison noch einmal den Titel zu holen“. Die Motivation wirkte: 21 Spieltage in Folge führten die Berliner die Tabelle an.

Bei ihrem frischen Offensiv-Eishockey profitierten die Eisbären von der Ausgeglichenheit ihres Kaders. Obwohl Manager Lee darauf verzichtete, alle möglichen Ausländerstellen zu besetzen, schossen die Berliner in der Hauptrunde 231 Tore – so viel wie kein anderes Team. Die Mischung aus routinierten Spielern wie Walker und Stefan Ustorf auf der einen Seite und jungen unerfahrenen Profis wie Constantin Braun und Alexander Weiß auf der anderen Seite stimmte. Und dann war da noch der Schwung des neuen Trainers, der seinen Spielern anfangs Selbstbewusstsein verlieh, weil er ihnen Fehler verzieh. Doch im Januar geriet die euphorische Aufbruchstimmung der Eisbären ins Stocken: Vier von fünf Partien verloren sie zu Jahresbeginn. Auf einmal „funktionierten die kleinen selbstverständlichen Dinge nicht mehr“, fand Jackson. Genau in dieser Phase sorgte der Trainer selbst für den größten Wirbel, als er aus familiären Gründen in die USA flog.

Bei Jacksons erstem Spiel nach seiner Rückkehr mussten die Eisbären ihre einst unantastbar scheinende Spitzenposition abgeben – ausgerechnet nach einer Niederlage gegen den Tabellenletzten. „Die Spieler wirkten zeitweise erschöpft und unkonzentriert“, sagte Jackson, dessen Umgang mit seiner Mannschaft daraufhin strenger wurde. Nach der höchsten Saisonniederlage gegen Hamburg (1:7) verweigerte der US-Amerikaner seinem Team sogar eine Trainingseinheit. Jacksons Wut half, denn gleich in der nächsten Begegnung holten die Eisbären mit einem 3:2-Sieg über Frankfurt den Deutschen Eishockey-Pokal. Die Formschwankungen aber blieben.

Zwar beendeten die Berliner die Hauptrunde hinter Nürnberg auf Platz zwei, zu ihrer anfänglichen Souveränität fanden sie jedoch erst wieder mit Beginn der Play-offs. Rechtzeitig. Spieler wie Nathan Robinson, der am Anfang der Saison oft unglücklich agierte, oder Verteidiger Deron Quint ersetzten angeschlagene Leistungsträger wie Steve Walker oder Denis Pederson. Auch Torwart Rob Zepp steigerte sich in der Endrunde. Nach der Verletzung von Youri Ziffzer, mit dem er sich in der Hauptrunde im Tor abgewechselt hatte, gab Zepp seinem Team Sicherheit. Die Folge: Ein Triumph gegen Hamburg im Viertelfinale und gegen die Düsseldorfer EG im Halbfinale. Auch im Finale gegen die Kölner Haie setzten sich die Berliner letztlich vor allem dank ihrer Willenskraft durch. „Nachdem wir die Hauptrunde als Zweiter beendet haben, wollten wir in den Play-offs beweisen, dass wir das beste Team der Liga sind“, sagte Jackson. Es gelang ihm und seinen Eisbären.

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