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Sport: Das Herz schlägt hinten

Hertha holt Rückstände selten auf, weil nur die Abwehr Führungsspieler hat

Es regnete. Die meisten Spieler sagten nichts. Sie stiegen in ihre Autos und fuhren davon. Ein kurzer Kommentar höchstens, das war es. Zwei Fußballer von Hertha BSC aber stellten sich am Sonntag den drängenden Fragen etwas länger. Sie redeten über das 0:2 bei Borussia Dortmund, über die fehlende Geschlossenheit in der Mannschaft. Es waren Arne Friedrich und Dick van Burik, zwei Abwehrspieler. Zwei Führungsspieler, die etwas sagen wollten nach dem Auslaufen der Mannschaft auf dem Berliner Schenckendorffplatz.

Bereits unmittelbar nach dem Abpfiff am Samstag in Dortmund hatten sie über die eigenen Fehler gesprochen, die sie vor den Gegentreffern gemacht hatten, und zwar sehr deutlich. Sie hatten nicht gut aufgepasst in diesen beiden Situationen, der flinke Ebi Smolarek war ihnen entwischt und hatte zwei Tore erzielt. „Mehr Chancen als in der vergangenen Saison haben wir aber auch nicht zugelassen“, sagte Dick van Burik.

Bis zu dem ersten Gegentreffer waren die Berliner am Samstag noch gefährlicher, ja sogar spielstärker als Dortmund gewesen. Nach dem Tor aber vertändelte Hertha die Bälle im Mittelfeld, als die Abwehr dann noch einmal kurz vor der Halbzeit patzte, funktionierte im Spielaufbau endgültig nichts mehr. In der gesamten zweiten Halbzeit konnte sich Hertha lediglich zwei Chancen erspielen. Marko Pantelic nutzte sie nicht. Und trotzdem redete er hinterher von einem „guten Spiel von mir, aber ein bisschen Pech im Abschluss“.

Der Brasilianer Marcelinho war kaum mehr auffällig in der zweiten Hälfte, auch der eingewechselte Yildiray Bastürk nicht. Es fehlte etwas, jemand, der sich reinhängt in der Offensive, der auch bei einem Rückstand den Ball fordert, der grätscht, der arbeitet und kämpft. Die Charaktere, die solche Dinge tun, stehen bei Hertha in der Verteidigung. Es sind van Burik, Simunic, manchmal auch Friedrich, die schreien und gestikulieren auf dem Feld, die ihr Team mitreißen wollen, auch wenn sie selbst Fehler machen. Marko Pantelic versucht das auch hin und wieder, doch er ist noch nicht lange genug dabei, um diese Rolle durch Leistung legitimiert zu haben. „Das braucht Zeit“, sagt Manager Dieter Hoeneß.

Die Innenverteidiger van Burik und Simunic spielen zu weit hinten, um ein vom Gegner absichtlich verlangsamtes Spiel wieder schneller zu machen. Deshalb schafft Hertha es nur selten, nach Rückständen die Initiative zu übernehmen, hohen Druck zu entwickeln. „Man kann nicht behaupten, dass sich die Mannschaft gegen Dortmund nicht bemüht hat, zurückzukommen“, sagte Falko Götz. Was Herthas Trainer dabei gefehlt habe, war die mannschaftliche Geschlossenheit. „Es waren zu viele Einzelaktionen.“

Wenn die Berliner in Führung gehen, verlieren sie die Spiele nur sehr selten, das 1:2 gegen Werder Bremen vor sechs Wochen bildete da eine Ausnahme. Bei einem Rückstand jedoch verlieren die Berliner nahezu immer. In dieser Saison gelang es Hertha nur ein einziges Mal, nach einem Rückstand ins Spiel zurückzufinden und wenigstens einen Punkt zu holen. Das war in Stuttgart. In Bielefeld, bei den Bayern und am Samstag in Dortmund funktionierte nach einem Gegentreffer nichts mehr, es gab kein Aufbäumen, nichts war zu erkennen. Auch in der gesamten vergangenen Saison konnte Hertha nur zwei Spiele nach einem 0:1 noch drehen und siegen.

Einmal in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund spurtete van Burik kraftvoll in die Spitze. Er versuchte etwas zu bewegen – prompt wurde es gefährlich. Dann musste der Abwehrspieler wieder zurück in die Defensive.

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