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Kaum zu glauben. Ashton Eaton freut sich über seine Leistungen bei der US-Olympiaqualifikation. Aber sein Zehnkampf-Weltrekord hatte sich schon angedeutet. Foto: AFP

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Sport: Das ist der Gipfel

Regen, kühle Temperaturen, egal: Ashton Eaton verbessert trotzdem den Zehnkampf-Weltrekord.

Berlin - Rainer Pottel kannte doch die Zeit von New York, er war vorbereitet, er ahnte, was ein paar Wochen später kommen würde. Im April sprintete Ashton Eaton bei einem Meeting in New York 13,34 Sekunden über 110 Meter Hürden. Ein Zehnkämpfer, im Feld von Weltklassespezialisten. „Unglaublich“ war das für Pottel, den Zehnkampf-Bundestrainer.

Aber deshalb war er am Sonntag auch „nicht überrascht“, als die spektakuläre Nachricht aus Eugene, USA, in die Sportwelt platzte: Ashton Eaton, Hallenweltmeister 2012, Vizeweltmeister von 2011, verbesserte den Weltrekord im Zehnkampf auf 9039 Punkte, 13 Punkte mehr als der Tscheche Roman Sebrle vor elf Jahren bei seiner Weltbestmarke erzielt hatte. Es regnete in Eugene bei der US-Olympiaqualifikation, es war kühl, aber Eaton sprintete 100 Meter in 10,21 Sekunden und sprang 8,23 Meter weit. So etwas hatte es noch nie in einem Zehnkampf gegeben. Im Stabhochsprung katapultierte sich Eaton 5,30 Meter hoch. Die abschließenden 1500 Meter absolvierte er in ausgezeichneten 4:14,48 Minuten. Und am Ende erzählte Eaton: „Ich habe gespürt, dass es vielleicht keine neue Gelegenheit mehr gibt, eine solche Punktzahl zu machen.“

Pottel sagt, er freue sich für den 24-Jährigen. Denn Eaton „ist ein sehr sympathischer Kerl, überhaupt nicht abgehoben“. Pottel lernte ihn 2011 in San Diego näher kennen, beim Thorpe Cup, dem traditionellen Zehnkampfduell Deutschland – USA. Die jeweils zweite Garde tritt dort an, aber Eaton und die anderen US-Stars testeten sich parallel in Einzeldisziplinen. Eaton, sagt Pottel, sprang dort 2,10 Meter hoch, sprintete 10,26 Sekunden und rannte die 400 Meter in 45,60 Sekunden, für einen Zehnkämpfer eine grandiose Zeit. „Und danach kam er ganz locker zu uns Trainern und redete ungezwungen. Zu unseren Jungs ging er natürlich auch“, sagt der Bundestrainer.

Sie hatten nicht groß gefachsimpelt, aber ein bisschen erfuhr Pottel doch über Eaton. Im September und Oktober trainiert der Mann, der in Eugene Psychologie studierte, wenig oder gar nicht, danach steht erst mal viel Basketball auf dem Programm. Dass Eaton als junger Athlet nicht aufgefallen war, wusste Pottel bereits. 2009 lag Eatons persönlicher Rekord noch bei 8241 Punkten.

Aber er arbeitete sich ziemlich rasant nach oben. 2011 stand seine Bestmarke schon bei 8729 Punkten. Wobei bei solchen Steigerungen und jetzt auch beim Weltrekord immer die Frage mitschwingt: Mit welchen Mitteln außer hartem Training? 2010 und 2012 verbesserte Eaton den Hallenweltrekord, in der Halle sprang er auch schon 8,19 Meter weit. Im Mai dann lief Eaton in einem Einzelrennen 45,68 Sekunden über 400 Meter. Und einen 1000-Meter-Lauf hatte er mal in 2:32 Minuten absolviert. Da konnte sich Pottel ausrechnen, dass der US-Amerikaner zu einer 4:14-Minuten-Zeit über 1500 Meter fähig ist. Trotz mieser Bedingungen.

„Aber die spielen keine Rolle“, sagt Pottel, „wenn man körperlich gut drauf ist.“ Er ist auch sicher, „dass das ganze deutsche Zehnkampfteam sich für Eaton freut“. Warum auch nicht? Eaton ist ja keine Konkurrenz. Wen sollen die 9039 Punkte auch erschrecken? Der beste Deutsche in diesem Jahr ist Pascal Behrenbruch mit 8433 Punkten. „Meine Jungs spielen doch in einer anderen Liga als Eaton“, sagt Pottel.

Aber sie können sich natürlich etwas von Eaton abschauen, die deutschen Zehnkämpfer. Sie müssen dazu nicht einmal weit fahren. Die deutschen und die US-Zehnkämpfer bereiten sich gemeinsam auf Olympia vor – in Marburg.

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