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Sport: Das ist die Höhe

Trainer Madsen lud zum Trainingslager – die Teilnehmer schwimmen nun hinterher

Örjan Madsen lehnt mit dem Rücken an ein Treppengeländer, er hat jetzt einen sehr schmalen Mund und einen ziemlich harten Blick. Er wird jetzt mal kurz grundsätzlich. „Wer an das Konzept nicht glaubt, bei dem funktioniert es nicht“, sagt Madsen, seit März Cheftrainer der deutschen Männer. Das Problem ist nur, dass es seit Donnerstag, seit Beginn der Deutschen Wintermeisterschaften in Hannover, einige Schwimmer gibt, die Mühe haben, daran zu glauben. Anne Poleska zum Beispiel, die Olympiadritte über 200 Meter Brust. Sie sagt nachdenklich: „Ich weiß nicht, ob ich das nächste Mal wieder in die Höhe fahre.“ Sie hat über 200 Meter Brust gerade als Zweite knapp die WM-Norm verpasst.

Die Höhe ist aber der Kern des Madsen- Konzepts. Und es lautet so: Die besten deutschen Schwimmer gehen in vierwöchige Höhen-Trainingslager, kommen wieder ins Flachland und schwimmen tolle Zeiten. Bei Olympia 2008 besonders, aber natürlich möglichst schon in Hannover, bei der der WM-Qualifikation. Das erste Trainingslager fand im Oktober in der Sierra Nevada in Spanien statt.

Nur landen viele von ihnen in Hannover entweder auf hinteren Rängen oder sie liefern nur mäßige Zeiten: Poleska, Sarah Poewe, Marco di Carli, Antje Buschschulte, Steffen Deibler, Thomas Rupprath. Rupprath, gestern Zweiter über 50 Meter Rücken in 25,37 Sekunden (Bestzeit: 24,80), sagt: „Ich habe keine Erklärung. Aber einige werden sich sicher überlegen, ob sie wirklich nochmal in die Höhe gehen.“ Vor allem, weil Athleten, die im Flachland trainiert haben, Topzeiten liefern. Annika Lurz, Trainingsort Würzburg, schrammte nur hauchdünn am Weltrekord über 200 Meter Freistil vorbei. Gestern siegte sie über 400 Meter Freistil in ausgezeichneten 4:08,93 Minuten.

Nicht alle Athleten, die in der Höhe waren, enttäuschten, aber genug jedenfalls, dass Madsen ins Überlegen kommt. „Einige Sportler werden wir nicht mehr in die Höhe mitnehmen“, sagt er, „bei anderen werden wir in der Höhe ein paar kleine Änderungen vornehmen.“ Und wer will, kann nach zwei oder drei Wochen wieder ins Flachland reisen. Nur eins lehnt Madsen ab: ein Ende des Konzepts. „Die Wirkung von Höhen-Trainingslager ist bewiesen. Aber man drückt eben nicht einfach nur auf den Knopf, und dann läuft alles gut. Wir haben es hier nicht mit Robotern zu tun.“

Es ist wohl eher eine Summe von kleinen Faktoren. Helge Meeuw und Britta Steffen, beide in der Sierra Nevada dabei, sind gesundheitlich angeschlagen. Poleska und di Carli haben erstmals professionell in der Höhe trainiert, offenbar nicht mit dem gewünschten Effekt. Für Athleten, die in der Sierra Nevada Probleme haben würden, waren Trainingseinheiten in Granada vorgesehen. Doch dort war die Schwimmhalle wegen eines Seuchenvorfalls kurzfristig geschlossen. „Sicher wurden aber auch ein paar Fehler gemacht“, sagt ein Trainer, der nicht genannt werden wollte. Der Trainingsumfang sei zum Beispiel geringer gewesen als geplant.

Vielleicht ist es aber bloß eine Frage der richtigen Höhen-Dosierung. Daniela Samulski gewann gestern die 100 Meter Schmetterling. Sie war auch in der Sierra Nevada. Wegen einer Erkältung reiste sie wieder ab – nach genau einer Woche.

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