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Ye Shiwen sieht noch viel Raum für Verbesserungen. Dabei schwimmt sie jetzt schon Fabelzeiten.Foto: AFP

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Sport: Das ist erst der Anfang

Die 16-jährige Chinesin YE SHIWEN überrascht die Konkurrenz – sie schwimmt sogar schneller als die Männer. Doping-Vorwürfe werden lauter.

Selbstverständlich hatte Ye Shiwen im Ziel mehr als zwei Körperlängen Vorsprung, alles andere wäre ja fast schon eine Enttäuschung gewesen. Weltrekord schwamm sie allerdings nicht, aber es war auch bloß ein Vorlauf. Warum hätte sich Ye Shiwen, 16 Jahre alt, gestern auch schon im Vorlauf über 200 Meter Lagen verausgaben sollen. Spektakuläre Auftritte spart sie sich für Finals auf.

Sie ist sogar Thema, wenn die US-Schwimmer beim Essen zusammensitzen. „Wir haben über sie gesprochen, als wir beim Dinner waren“, sagte Ryan Lochte, der Olympiasieger über 400 Meter Lagen. Man darf davon ausgehen, dass er dabei durchaus ehrfurchtsvoll geklungen hat. Denn Ye Shiwen hatte bei ihrem Olympiasieg über 400 Meter Lagen nicht bloß den Weltrekord um eine Sekunde verbessert, sie war auf den letzten 50 Metern der Freistilstrecke schneller als Lochte bei seinem Olympiasieg. Eine Frau schneller als ein Mann – das gab's noch nie. Lochte benötigte 29,10 Sekunden, Ye Shiwen 28,93. Lochte findet das „sehr beeindruckend“.

Bitte, bloß nicht übertreiben, wehrt Ye Shiwen ab. „Mein Freistilergebnis ist gar nicht so gut. Ich habe überhaupt noch viel Raum für Verbesserungen. Im Brustschwimmen und bei den Wenden.“ Was vergessen? Nein, auf Anhieb fällt ihr jetzt erstmal nichts mehr ein.

Aber es reicht ja, um noch mehr Alarmsignale auszulösen als ohnehin schon. Vermutlich unterschätzt sie bei ihrer Mängelanalyse, wie sehr der Verdacht steigt, dass da nicht alles mit sauberen Mitteln zugeht. Sun Yang, ihr Landsmann, ist ja ähnlich dominant. Der 20-Jährige hat in London die 400 Meter Freistil gewonnen, er ist der klare Favorit über 1500 Meter. Auf der Strecke hält er auch den Weltrekord.

Selbstverständlich kennt Ye Shiwen die Dopingverdächtigungen, aber sie nimmt sie gelassen hin. „Ich bin kein Roboter, ich bin ein glückliches Mädchen.“ Und das glückliche Mädchen Ye hat offenbar viel Zeit für Shoppen oder Abhängen mit Freundinnen. „Mein Training ist intensiv und wissenschaftlich akribisch ausgearbeitet. Ich muss nicht jeden Tag viele Stunden im Pool verbringen.“ Andere Stars sind fünf, sechs Stunden im Wasser, Shiwen kommt mit zwei aus. So sagt sie es.

Da kommt man dann doch ins Grübeln. Vor allem, wenn man solche Fakten mit anderen kombiniert. Am 3. März wurde die 16-Jährige chinesische Spitzenschwimmerin Li Zhesi positiv auf Epo getestet, und 2009 wurden fünf chinesische Schwimmer wegen Dopings gesperrt. Doping im chinesischen Schwimmen hat eine lange Tradition. In den 1990er Jahren wurden 40 Schwimmer erwischt. Bei der WM 1994 gewann China zwölf Goldmedaillen, bald darauf wurden sieben Athleten bei den Asien-Spielen positiv getestet.

Und gerade hat Chen Zhangao, 1984, 1988 und 1992 Mannschaftsarzt des chinesischen Olympiateams, der australischen Zeitung „Sydney Morning Herald“ erzählt, dass er an ungefähr 50 Athleten Blutdoping getestet hat und mit Steroiden experimentierte. Der chinesische Verband weist selbstverständlich alle Dopingverdächtigungen zurück.

Die Lieblingsstrecke von Ye Shiwen, das sollte man noch hinzufügen, sind gart nicht die 400 Meter Lagen. Sie fühlt sich auf den 200 Meter Lagen stärker.

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