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Sport: „Das kann sehr gefährlich werden“

Ein Ringarzt erklärt, wann ein Kampf abgebrochen wird

Witali Klitschko konnte nicht begreifen, warum der Kampf abgebrochen wurde. Manche vermuten, der Ringarzt sei bestochen worden.

Man sollte sich davor hüten, solche Vorwürfe zu erheben. Uns Ringärzten geht es darum, die Gesundheit eines angeschlagenen Boxers zu schützen. Und die Gesundheit von Klitschko schien mir in Gefahr zu sein.

Weil die Augenbraue so stark blutete?

Das auch. Das ist aber nicht so entscheidend. Dadurch, dass Lewis immer wieder auf die Wunde schlug, wurde die Schwellung immer größer. Zusammen mit dem Blut trat eine Einschränkung des Gesichtsfeldes ein. Und das kann sehr gefährlich werden.

Warum?

Weil der Boxer dann nicht mehr richtig erkennen kann, von wo die Schläge kommen. Damit begibt er sich in große Gefahr. Bei Schwergewichtsboxern ist ja unheimliche Wucht hinter den Schlägen. Da kann es schon mal bleibende Gehirnschäden geben.

Besteht denn bei solchen Verletzungen auch Gefahr für das Auge?

Natürlich. Da kann es Einblutungen, vielleicht sogar Netzhautablösungen geben.

Welche Kriterien gelten für den Ringarzt, die Empfehlung für den Kampfabbruch zu geben?

Das hängt nicht nur vom äußeren Eindruck ab. Man muss sehen, ob der Boxer sich im Ring richtig orientiert, ob er vielleicht neurologische Schäden hat, ob die Pupillenreflexe in Ordnung sind.

Hätten Sie als Ringarzt die Empfehlung gegeben, den Kampf abzubrechen?

Ich habe den Kampf nur im Fernsehen verfolgt. Man muss aber ganz dicht dabei sein. Die Ringrichter und Ringärzte in Amerika sind sehr erfahren. Und niemand von ihnen wird riskieren, bei einer möglichen schweren Schädigung eines Boxers mit hohen Regressforderungen konfrontiert zu werden.

Die Fragen stellte Klaus Rocca.

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