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Sport: Das kleine Comeback des großen Namens Martin Schmitt löste einst den deutschen Skisprung-Boom aus,

fiel dann in die Bedeutungslosigkeit – kehrt er nun zurück?

Die Interessenverteilung stimmte einfach nicht in der Turnhalle der Berufspädagogischen Akademie Innsbruck. In der Nähe der Eingangstür hatte sich eine große Anzahl Journalisten versammelt, obwohl gleichzeitig unter einem Basketballkorb drei Skispringer eine offizielle Pressekonferenz gaben. Viele deutsche Pressevertreter schenkten dieser Veranstaltung keine Beachtung. Sie standen auf der gegenüberliegenden Seite der Halle und hörten, wie Martin Schmitt sagte: „Ich bin froh, dass es wieder aufwärts geht.“ Die drei Springer unter dem Basketballkorb waren übrigens die Sieger: Janne Ahonen, Adam Malysz und Jakub Janda.

Selten hat ein siebter Platz im Skispringen größeren Jubel ausgelöst als Martin Schmitts Platzierung am Montag beim Berg-Isel-Springen in Innsbruck. „Das ist für mich ein Erfolg“, sagte Bundestrainer Peter Rohwein, „absolut.“ Es war durchaus klug, in der Turnhalle gelegentlich zu Janne Ahonen, Adam Malysz und Jakub Janda zu blicken, um daran erinnert zu werden, dass Martin Schmitt das Springen von Innsbruck nicht gewonnen hat. Doch Rohwein wusste auch den Grund für die ungewöhnliche Aufmerksamkeit an seinem Springer. „Man muss bedenken, in welcher Situation sich Martin Schmitt befunden hat.“

Es ist das kleine Comeback des größten Namens in der deutschen Mannschaft. Mit 28 Weltcupsiegen seit 1998 hat Martin Schmitt den Aufschwung des Skispringens in Deutschland eingeleitet. Sven Hannawald baute den Boom mit seinen Siegen aus. Nun, da der Abschwung eingesetzt hat, verspricht Schmitts siebter Platz von Innsbruck zumindest eine leise Hoffnung auf Besserung. Kehrt womöglich der Held zurück, so strahlend wie einst? Der Bundestrainer warnt vor zu großen Erwartungen. „Er darf nicht gleich in Bischofshofen einen Podestplatz erwarten“, sagt Rohwein, „er springt noch nicht hundertprozentig so, wie er springen kann, aber das weiß er auch.“

Schmitts Aufwärtstrend setzte beim Neujahrsspringen ein, als er seine ersten Weltcuppunkte dieser Saison holte. Dort hing sein Schicksal jedoch an jenem Zehntelpünktchen, mit dem er das K.o-Springen gegen Michael Möllinger gewonnen hat. Dieser Modus ist eine Spezialität der Vierschanzentournee. In jedem anderen Weltcupspringen wäre er mit seiner schwachen Weite auf Rang 38 gelandet. Das hätte zum achten Mal in Folge sein Ausscheiden vor dem Finaldurchgang bedeutet, und, wer weiß, vielleicht hätte der Bundestrainer doch kurz darüber nachgedacht, ihn aus der Vierschanzentournee herauszunehmen. Davon will dieser inzwischen überhaupt nichts mehr wissen. In Innsbruck profitierte Schmitt auch noch von einer kurzen Aufwindphase im ersten Durchgang. „Glück gehört auch dazu“, sagt Peter Rohwein, „das ist ein Zeichen, dass sich die Sache wendet.“

Es spricht für Martin Schmitt, dass er den jüngsten Erfolg ebenso ruhig hinnahm, wie er zuvor die Niederlagen erlitt. „Es wird alles stabiler“, sagt Schmitt in der Turnhalle, „das ganze System war gestört, jetzt ist langsam ein Bewegungsablauf erkennbar, der doch ganz in Ordnung ist.“ Der siebte Platz ist immerhin seine beste Platzierung seit fast einem Jahr. „Ich hatte in der letzten Saison nicht die körperliche Verfassung.“ Im Sommer trainierte er deshalb intensiv unter dem alten Bundestrainer Wolfgang Steiert seine Kondition. Es stellte sich als falsch heraus. „Ich habe Müdigkeit verspürt und da haben sich ein paar technische Fehler eingeschlichen, die muss man langsam wieder beseitigen.“

Was ihm jetzt noch zu Janne Ahonen fehle, wurde er gefragt. „Die Siege“, antwortete Martin Schmitt, und dabei wurde klar, dass er dem scheinbar unschlagbaren finnischen Sprungwunder sogar etwas voraus hat: Humor.

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