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Sport: Das Lächeln der Sieger

Berlins Eisbären fühlen sich in ihrer Personalpolitik bestätigt

Berlin. Peter John Lee lächelte. Sonst wirkt der Manager des EHC Eisbären stets verkrampft, wenn seine Mannschaft gespielt hat. Am Freitagabend aber war er euphorisch wie selten zuvor. Die Eisbären hatten die Hamburg Freezers im fünften Spiel der Viertelfinalserie mit 4:0 bezwungen und damit das Halbfinale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft erreicht. Und während Trainer Pierre Pagé noch den tobenden Berliner Fans zuwinkte, genoss Lee den Erfolg, der den in vielen Monaten aufgestauten Druck weggepustet hatte. „Mit dem ersten Platz in der Hauptrunde waren wir schon zufrieden“, sagte Lee. „Aber da war immer die Angst, dass in den Play-offs etwas schief laufen könnte.“

Die Furcht des Managers erwies sich als unbegründet, die Berliner hatten sich gegen die Freezers über die gesamte Serie als die bessere Mannschaft erwiesen und auch die Niederlage im zweiten Spiel gut überstanden. So konzentriert wie bislang in den Play-offs hat man die Eisbären selten gesehen. Und daran ist Pierre Pagé wohl nicht ganz unschuldig. Von vielen wurde der Frankokanadier belächelt, als er mit seinem Team vor den Play-offs in ein Berliner Hotel zog, um jegliche Ablenkung zu vermeiden. Mancher Spieler langweilte sich fern von Familie und Freunden, Pagé störte sich nicht daran. „Ich habe den Spielern eingetrichtert, dass sie sich nur auf ihren Job konzentrieren sollen“, sagte Pagé.

Nun dürfen die Eisbären an das Halbfinale denken. Am Freitag geht es für die Berliner weiter, der nächste Gegner wird vielleicht aus Kassel, vermutlich aber aus Krefeld kommen: Die Kölner Haie können die Serie gegen die Kassel Huskies am Sonntag für sich entscheiden, in diesem Fall müssten die Eisbären gegen Krefeld spielen. Natürlich wurde Pagé die ebenso unvermeidliche wie unsinnige Frage nach dem Wunschgegner gestellt. „Wir haben uns vor den Play-offs ohnehin auf vier verschiedene Gegner eingestellt, Kassel und Krefeld waren darunter“, antwortete der Trainer.

Wer immer es sein wird: Der Gegner der Eisbären wird am Freitag als Außenseiter im Sportforum auflaufen, und das war vor der Saison nicht unbedingt anzunehmen. Was waren Manager Lee und Trainer Pagé noch im Mai vergangenen Jahres hektisch bei der Weltmeisterschaft in Schweden auf der Suche nach neuen Spieler durch die Eishallen gelaufen. Pagé hatte seine Zettelberge schon beim Frühstück in seinem Göteborger Hotel vor sich ausgebreitet. „Der wäre jemand für uns, Peter“ – dieser Satz fiel nicht selten. Am Ende reiste das Duo aus Berlin ohne einen einzigen unterzeichneten Vertrag aus Schweden ab.

Lee schaute sich schließlich in Nordamerika um, und das zog sich hin. „Ich muss zugeben, dass ich da ein bisschen nervös geworden bin“, sagte Pagé. Der Trainer war im Sommer in Berlin geblieben, und sein Manager schien sich mit den neuen Verträgen Zeit zu lassen. Umso beeindruckender war das Resultat: Mit John Gruden und Ricard Persson kamen Spieler zu den Eisbären, die mit ihren Fertigkeiten alle übertreffen, die jemals vor ihnen für die Berliner verteidigt haben. Auch bei den Verpflichtungen für die Offensivabteilung lag Lee nicht daneben: Mark Beaufait war nach der Hauptrunde Topscorer der DEL, Kelly Fairchild folgte ihm in der Wertung auf dem zweiten Platz. Lee sieht das gute Abschneiden allerdings in einer langfristigen Entwicklung begründet. „Wir haben hier über die vergangenen zwei Jahre die Basis für den Erfolg geschaffen“, sagt er. „Spieler wie unsere Torhüter Richard Shulmistra oder Oliver Jonas sind schon im zweiten Jahr bei uns. Steve Walker ist sogar schon eine Saison länger da.“

Auch der Verlierer vom Freitag kann die Saison als Erfolg verbuchen. Wer hatte schon vorher gesagt, dass ausgerechnet der von München nach Hamburg verpflanzte Verein in seinem ersten Jahr zum zweitpopulärsten Klub der Deutschen Eishockey-Liga werden würde. Nur die Kölner Haie sahen in dieser Spielzeit mehr Zuschauer als die Freezers, die insgesamt über 300 000 Besucher in ihrer neuen Großarena hatten. Die sportlich erfolgreichste Mannschaft allerdings könnte diese Saison aus Berlin kommen. „Wenn ich in der Kabine bin, spüre ich den Willen, das positive Gefühl in der Mannschaft“, sagt Lee. „Jeder riecht die große Chance.“

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