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Da bin ich wieder. Sabine Lisicki präsentierte sich am Montag in Berlin selbstbewusst. Aus der Niederlage im Wimbledon-Finale habe sie viel gelernt. Foto: dpa

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Sport: Das Lächeln ist zurück

Sabine Lisicki bekennt sich zu Berlin als Heimat – und dem Ziel, einmal die Nummer eins zu werden.

Berlin - Die Frage nach den „Tränchen“ beantwortet Sabine Lisicki mit einem Lächeln. Natürlich sei sie nach dem verlorenen Wimbledon-Finale enttäuscht gewesen, sagt sie am Montag bei einer Pressekonferenz in einem Berliner Hotel, aber inzwischen würde der Stolz auf ihre Leistung beim wichtigsten Tennisturnier der Welt überwiegen. „Das waren zwei tolle Wochen und ich habe einen super Grand-Slam gespielt“. Die Niederlage im Endspiel sei „eine Erfahrung, aus der ich viel mitnehmen werde“.

1:6 und 4:6 hatte Lisicki am vergangenen Sonnabend gegen die Französin Marion Bartoli verloren und dabei schon während des Spiels die Tränen nicht mehr zurückhalten können. „Das zeigt, wie sehr ich den Sieg wollte“, sagt Lisicki nun mit etwas Abstand. Sie sei ohnehin nicht der Typ, der Emotionen unterdrücken könne – auch nicht die negativen. Aber darüber mag die 23-Jährige an diesem Montag gar nicht mehr sprechen. Vielmehr freut sie sich über die große Resonanz auf ihren Erfolg. „Dass in Deutschland so viel los ist, hätte ich mir nicht vorstellen können“, sagt sie. Tatsächlich hat es Tennis wieder auf die Titelseiten der Zeitungen gebracht und dass das Finale von Lisicki nur im Bezahlfernsehen übertragen wurde, war ein Aufreger ersten Grades. Fast wie früher, als Boris Becker und Steffi Graf bei RTL aufschlugen und viele Zuschauer deshalb außen vor blieben. Ginge es nach Lisicki, sollten ihre Spiele wieder live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein.

Und dann war da auch noch der beinahe absurde Wettstreit um die Hoheitsrechte an Sabine Lisicki zwischen ihrer Geburtsstadt Troisdorf und ihrem Zuhause Berlin. Darauf angesprochen bekennt sie sich am Montag eindeutig: „Berlin ist meine Heimat, hier habe ich die längste Zeit meines Lebens verbracht.“ Deshalb sei es auch ihr größter Wunsch, dass „in Berlin irgendwann wieder ein Tennisturnier stattfindet. Am liebsten auf Rasen. Das wäre ein Traum.“

In den vergangenen Tagen hatte es wiederholt Gedankenspiele um ein mögliches Event ab 2015 gegeben, wenn Wimbledon im Turnierkalender eine Woche nach hinten rutscht. Ganz so einfach dürfte das allerdings nicht werden. Da ist auf der einen Seite die Finanzierung, auf der anderen die Organisation. Es reicht nicht, nur eine Anlage wie die des LTTC Rot-Weiß vorweisen zu können. Die Machbarkeit hängt auch vom Wohlwollen der Entscheider auf der Tennistour ab, denn die vergibt letztlich die Lizenzen für ihre Turnierserie.

Zudem muss sich erst einmal zeigen, ob Lisickis Erreichen des Wimbledon-Finales wirklich einen dauerhaften Aufschwung im deutschen Tennis nach sich zieht. Das weiß auch Lisicki und mahnt deshalb: „Es darf nicht nur eine einzige Person sein, die vorne mitspielt.“ Da hilft es, dass gerade bei den Frauen mit Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Julia Görges einige Spielerinnen mit Potenzial auf der Tour unterwegs sind.

In den kommenden Monaten wird sich der Fokus aber vor allem auf die 23-jährige Lisicki richten, die deshalb auch nur zwei, drei Tage Urlaub macht und schon in der kommenden Woche mit der Vorbereitung auf die Hartplatzsaison beginnen wird. Die Leistung von Wimbledon will schließlich bestätigt werden. Denn nur so kann sie ihrem „Zwischenziel Top Ten“ näher kommen. Im Moment steht Lisicki in der Weltrangliste auf Position 18, sie war auch schon einmal Zwölfte. Und was ist mit der Nummer eins? Als Jugendliche hatte Lisicki forsch erklärt, irgendwann die beste Spielerin der Welt werden zu wollen. „Das ist immer noch aktuell“, sagt sie nun und kurzzeitig weicht ihr Lächeln dabei einem entschlossenen Zug um den Mund. Lisicki will nicht über ein einmaliges Erfolgserlebnis wahrgenommen werden, sie traut sich sehr wohl zu, auch in Zukunft um große Titel mitzuspielen. Jörg Leopold

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