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Sport: Das letzte Rennen

Michael Rosentritt über den James Dean von Bayer Leverkusen Am Sonntag hat Reiner Calmund auf den Spielplan der Bundesliga geschaut. Letzter Spieltag, wo müssen wir da hin?

Michael Rosentritt über den

James Dean von Bayer Leverkusen

Am Sonntag hat Reiner Calmund auf den Spielplan der Bundesliga geschaut. Letzter Spieltag, wo müssen wir da hin? Ah, nach Nürnberg, haben die nicht gerade den Trainer rausgeworfen? Richtig, diesen Augenthaler, wäre das nicht ein Mann für uns, irgendwie brauchen wir doch einen neuen, mit dem Hörster wird das nichts mehr, und der Augenthaler kennt die Nürnberger so gut wie kein anderer, mit dem könnten wir den Abstieg vielleicht doch noch verhindern…

So ungefähr stellt sich Klein Fritzchen die FußballBundesliga vor, und nur so ist es zu erklären, was der Manager von Bayer Leverkusen gestern verzapft hat, als er Thomas Hörster als Cheftrainer entließ und als Nachfolger Klaus Augenthaler präsentierte, der vor wenigen Tagen in Nürnberg entlassen wurde. Das allgemeine Chaos in Leverkusen hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Vor einem Jahr stand Bayer noch im Finale der Champions League. Nach der achtbaren Niederlage gegen Real Madrid drehte Calmund sich im Hampden Park von Glasgow und prahlte: „800 Millionen Menschen haben weltweit gesehen, dass wir den besseren Fußball gespielt haben.“ Ein Jahr später dürfen sich 80 Millionen Deutsche in ihrer Annahme bestätigt fühlen, dass im Fußball alles möglich ist. Während Real heute die Chance hat, erneut ins Champions-League-Finale einzuziehen, rast Leverkusen der Zweiten Liga entgegen. Und das in der dafür denk- wie machbar kürzesten Zeit.

Klein Fritzchens Opa wird sich an einen Hollywood-Klassiker aus den Fünfzigerjahren erinnern: „…denn sie wissen nicht, was sie tun“. Diesmal rast nicht James Dean, sondern ein ganzer Verein mit seiner Galionsfigur Calmund dem Abgrund entgegen. Weder die Konzernspitze noch Calmunds Ziehsöhne Holzhäuser, Lehnhoff oder Kaenzig wollen oder können dem tragischen Rennen ein Ende setzen. Auch Fußball-Gott Jürgen Kohler, dessen Beistand sich Calmund bis 2008 gesichert hat, wird daran nichts ändern. Erst ließ er Hörster gewähren, dann kniff er bei Augenthalers Inthronisierung. Vielleicht denken sie alle sich: Wenn Calmund erst mal macht, hält ihn sowieso nichts und niemand mehr auf. Vermutlich muss ihnen erst klar werden, dass Calmunds Sog so gewaltig ausfallen dürfte, dass es auch für sie keinen Halt mehr gibt. Und einen Nachruhm à la James Dean erst recht nicht.

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