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Marathon? Warum nicht. Gabius konzentriert sich inzwischen aufs Laufen.

© dpa

Das Marathondebüt von Arne Gabius: Voll schnell

Arne Gabius überraschte bei seinem Marathondebüt in Frankfurt mit einer Zeit unter 2:10 Stunden und einem starken neunten Platz in dem hochkarätigen Feld. Nun peilt er den deutschen Rekord und Olympia an.

Vor dem ersten Marathon-Rennen seines Lebens hat Arne Gabius erstmal vollgetankt. „Ich hatte gut gegessen“, berichtet der Langstrecken-Spezialist, „das war auch ein Ratschlag von Renato Canova.“ Was anschließend im Rennen passierte, vergleicht Arne Gabius am besten mit einem vollgetankten Auto, das auf der Fahrt Benzin verbraucht und dadurch immer leichter und schneller wird. „Ich bin im Rennen auch immer leichter geworden“, sagte er, „ab Kilometer 30 habe ich gedacht, jetzt versuchst du es, du fühlst dich gut.“ Auf diese Weise lief er als einziger Teilnehmer im Feld die zweite Hälfte schneller als die erste. So schnell sogar, dass Arne Gabius am Sonntag für die große Überraschung beim Frankfurt-Marathon sorgte.

Der 33-jährige Athlet des LAV Stadtwerke Tübingen lief bei seinem Marathondebüt auf Anhieb unter 2:10 Stunden und durchbrach damit eine Marke, die deutsche Athleten seit 24 Jahren nicht mehr erreicht hatten. Damals, als Jörg Peter und Stephan Freigang in Berlin 2:09:23 und 2:09:45 rannten, war Arne Gabius neun Jahre alt. Er hatte damals allerdings schon einen Marathon gesehen. In Hamburg hatte er bei Kilometer 27 an der Strecke gestanden und seinem Vater zugesehen. „Ich hatte aber keine Vorstellung, wie lang das ist und was das bedeutet.“ Jetzt weiß er es ganz genau, und der Schritt zum Marathon könnte der wichtigste seiner Karriere gewesen sein.

Der Lauf von Gabius war der mit Abstand beste in diesem Jahrtausend

Mit 2:09:32 Stunden belegte Arne Gabius einen starken neunten Platz in dem hochkarätigen Frankfurter Feld. Es war vielleicht die beste Leistung im deutschen Männer-Marathon seit Stephan Freigang bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona überraschend die Bronzemedaille gewann – zumindest aber der mit Abstand beste Lauf in diesem Jahrtausend.

Nachdem er im Frühjahr beim New- York-Halbmarathon bereits ein sehr beachtliches Debüt über diese Distanz gelaufen war – dort belegte er Rang acht mit 62:09 Minuten auf einer nicht leichten Strecke –, sagte er sich: „Marathon? Warum nicht!“ Im Juni unterhielt er sich dann in Ostrava mit dem italienischen Erfolgscoach Renato Canova, der eine Reihe von kenianischen Weltklasseläufern betreut. Von ihm erhielt er dann Trainingspläne für die Marathon-Vorbereitung.

Anfangs sei Renato Canova eher skeptisch gewesen, „aber dann war er ganz begeistert. Das Training mit Läufen von 20, 25 oder 30 Kilometern hat mir Spaß gemacht“. Teilweise absolvierte Arne Gabius, der als 15-Jähriger ohne Training bei Schulmeisterschaften die 1000-Meter-Strecke unter drei Minuten gelaufen war und dadurch als Talent aufgefallen war, hohe Umfänge von deutlich über 200 Kilometern pro Woche.

Vom umfangreichen Training, da ist sich Arne Gabius sicher, wird er auch über die kürzeren Strecken und auf der Bahn profitieren. „Durch das Marathontraining habe ich mehr Stabilität“, sagt der Vize-Europameister über 5000 Meter von 2012, der sich im nächsten Jahr auf die Bahn-Langstrecken konzentrieren wird. „Ein Halbmarathon im Frühjahr ist durchaus denkbar, aber kein Marathon.“ Stattdessen will Arne Gabius, der 2011 den praktischen Teil seines Medizinstudiums abgeschlossen hat und sich seitdem auf das Laufen konzentriert, seine 10 000-Meter-Bestzeit deutlich unterbieten. „Ich habe über diese Strecke noch Nachholbedarf und denke, dass ich eine Zeit in Richtung 27:30 Minuten erreichen kann.“ Den deutschen Rekord über 10 000 Meter hält sein früherer Trainer Dieter Baumann mit 27:21,53 Minuten. Bei der WM 2015 will Arne Gabius auf jeden Fall über eine Bahn-Langstrecke starten.

Nächstes in Frankfurt könnte sich Gabius für die Olympischen Spiele qualifizieren

Ein Herbstmarathon ist allerdings denkbar und der Frankfurt-Marathon, in den 2015 auch die Deutschen Meisterschaften integriert sein werden, eine nahe liegende Option. Dort könnte sich Arne Gabius, der sich rein vegetarisch ernährt, auch für die Olympischen Spiele qualifizieren. „Vom olympischen Marathon träumt natürlich jeder. Das ist etwas ganz Großes. Die Tür kann ich nicht zuschlagen.“

Auf dem Weg dorthin traut ihm Renato Canova noch einiges zu. Für den Marathon in Frankfurt hatte er ihm schon vor ein paar Wochen anhand der Trainingsleistungen eine Zeit zwischen 2:10 und 2:11 Stunden prognostiziert. „Er hat mir gesagt, wenn mir bei diesem Tempo eine schnellere zweite Hälfte gelingt, dann kümmern wir uns im nächsten Jahr auch um den deutschen Rekord.“ Diesen hält Jörg Peter seit 1988 mit 2:08:47 Stunden. Dass man nach dem Frankfurt-Marathon darüber schreiben könnte, hätte niemand gedacht.

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