zum Hauptinhalt

Sport: Das Mittelmaß ist zurück in Wolfsburg

Stefan Schnoor nutzte die neue Freiheit. Der Abwehrspieler war vergangene Woche als Kapitän des VfL Wolfsburg zurückgetreten, aus Enttäuschung darüber, dass er zu wenig zum Einsatz gekommen war.

Stefan Schnoor nutzte die neue Freiheit. Der Abwehrspieler war vergangene Woche als Kapitän des VfL Wolfsburg zurückgetreten, aus Enttäuschung darüber, dass er zu wenig zum Einsatz gekommen war. Im Spiel gegen Werder Bremen durfte er auflaufen, Frust aber baute er nicht ab. Wolfsburg hatte schließlich 2:3 verloren. Fluchend verschwand der Verteidiger in der Kabine. „Meine Fresse“ – mehr gab es nicht zu sagen.

Für offizielle Erklärungen sind jetzt andere zuständig. Torhüter Simon Jentzsch wurde von Trainer Erik Gerets zu Schnoors Nachfolger ernannt. Doch was sollte Jentzsch sagen? Im Herbst staunten die Wolfsburger noch darüber, wie sie es an die Tabellenspitze geschafft hatten, nun fehlen ihnen Erklärungen, warum es so rasant abwärts geht: 1:2 gegen Dortmund, 0:1 in Freiburg, 2:3 gegen Bremen, nur ein Sieg aus sieben Spielen – Platz neun. „Uns fehlt das Glück, das wir in der Hinrunde noch hatten“, sagte Jentzsch. Doch dem VfL fehlt in der Rückrunde bisher nicht nur Glück, sondern auch Selbstvertrauen und Souveränität. Trotz der 2:0-Führung genügte ein Gegentor, um die bis dahin sichere Abwehr völlig zu verunsichern. Diese Hintermannschaft hatte dem Bremer Angriffswirbel nichts mehr entgegenzusetzen.

Nun sehen sich die Wolfsburger wieder mit etwas konfrontiert, das sie schon überwunden glaubten: dem Mittelmaß. „Das ist eine Situation, die für mich persönlich ziemlich überraschend ist“, sagte Gerets. Zwar ist die Mannschaft nicht so schlecht, wie es der aktuelle Tabellenplatz aussagt, ebenso wenig, wie sie je so gut war, wie es der Platz an der Spitze suggerierte. Doch ohne die verletzten Argentinier D’Alessandro und Klimowicz sowie den gegen Bremen gesperrten Verteidiger Kevin Hofland fehlt dem Team die Klasse, um mit den Spitzenteams der Liga mitzuhalten. Die einzig erfolgversprechende Taktik ist derzeit die, den Ball zu Martin Petrow zu spielen. Beide Tore des VfL durch Brdaric und Thiam fielen nach Flanken des Bulgaren.

Am Samstag in Schalke wird der schnelle Stürmer seiner Mannschaft aber nicht helfen können. Nach einer Schwalbe an der Außenlinie bekam er gegen Bremen die fünfte gelbe Karte, ebenso wie der Mannschaftskapitän a.D., Stefan Schnoor. Leicht wird es für die Wolfsburger am kommenden Samstag also nicht, die Anweisungen des Trainers zu befolgen. Erik Gerets hatte seiner Mannschaft nach der Niederlage gegen Bremen „Ruhe und Punkte“ als Medikation gegen die akute Erfolglosigkeit verordnet.

Steffen Hudemann[Wolfsburg]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false