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Sport: Das nächste Spiel des Jahrzehnts

Nürnberg im Pokalfinale: 4:0 über Frankfurt

Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Ansichten zu ein und derselben Sache manchmal sind. Da spielt der 1. FC Nürnberg im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt, und für Nürnbergs Trainer Hans Meyer ist es gerade mal „das neuntwichtigste Spiel meiner Karriere“, für Michael A. Roth, den Präsidenten des Clubs, hingegen mindestens das Spiel des Jahres, „vielleicht sogar das Spiel des Jahrzehnts“. Letzteres aber war es mit Sicherheit nicht. Das größte Spiel des Jahrzehnts wird für die Nürnberger das Pokalfinale am 26. Mai sein, für das sie sich gestern Abend durch einen 4:0 (2:0)-Erfolg gegen die Frankfurter qualifizierten. Nach 25 Jahren steht der Club wieder im Endspiel um den deutschen Vereinspokal.

Der Halbfinal-Abend verlief für die Nürnberger wie gemalt: Schon nach zwei Minuten gingen sie in Führung. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf rutschte der Frankfurter Innenverteidiger Michael Fink am Ball vorbei, den ersten Versuch von Iwan Sajenko konnte Eintrachts Torhüter Oka Nikolov noch parieren, gegen den Nachschuss von Marco Engelhard aus zwölf Metern war er machtlos. Nürnbergs Trainer Meyer nahm den frühen Führungstreffer seiner Mannschaft ungerührt zur Kenntnis, während alle um ihn herum in Ekstase gerieten. Zu DDR-Zeiten hat Meyer mit Jena dreimal den FDGB-Pokal gewonnen, das Endspiel in Berlin ist aber auch für den 64-Jährigen eine neue Erfahrung. Zweimal schaffte er es bis ins Halbfinale, weiter ist er nie gekommen.

Es war bemerkenswert, wie souverän die Frankfurter nach dem 0:1 mit einer Situation umgingen, die ihnen eigentlich gar nicht liegt. Sie mussten das Spiel machen und taten das recht ansehnlich. Allerdings erlaubten sich die Nürnberger auch Nachlässigkeiten, nachdem ihnen so schnell und leicht gelungen war, was vorher so denkbar schwer schien: ein Tor gegen die defensiv stabile Eintracht zu schießen. Torhüter Raphael Schäfer musste einen Weitschuss des Frankfurters Benjamin Huggel zur Ecke lenken.

Hans Meyer erlaubte sich in dieser Phase mehr Emotionen an der Seitenlinie als beim 1:0 seiner Mannschaft, wenig später aber scherzte er schon wieder mit dem vierten Offiziellen – nach dem 2:0. Iwan Sajenko spitzelte Nikolov den Ball durch die Beine, nachdem er von Verteidiger Andreas Wolf mit einem feinen Pass aus dem Fußgelenk freigespielt worden war. Kurz darauf zeigte Wolf seine eigentliche Qualität im Umgang mit dem Ball: Sein Querschläger leitete die letzte große Chance der Frankfurter vor der Halbzeit ein. Amanatidis aber scheiterte an Schäfer.

Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel brachte nach der Pause Alexander Meier für den Konterstürmer Marcel Heller, doch die Hoffnungen auf eine Wende wurden schnell beendet. In der 54. Minute erzielte Tomas Galasek mit einem Freistoß aus 23 Metern das 3:0 für den Club. Kurz vor Schluss erhöhte Chhunly Pagenburg sogar auf 4:0. Die Nürnberger Fans feierten nicht nur die Einwechslung Marek Mintals nach einer fünfmonatigen Verletzungspause sowie den sechsten Einzug ins Pokalfinale, sondern auch den höchsten Sieg im diesjährigen Wettbewerb. Zuvor hatte Nürnberg nur einmal nach regulärer Spielzeit gewonnen: in der ersten Runde, 1:0 gegen den BV Cloppenburg.

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