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Sport: Das Paradies in der No-Go-Area

Tschetschenien plant eine riesige Wintersportanlage

Moskau - Die Landschaft ist grandios: Steil abfallende Hänge bilden eine Schlucht, durch die der aus Georgien kommende Argun-Fluss seine weißen Wasser Richtung Tal wälzt. Auf halber Höhe liegt das Dorf Wedutschi, über das an 300 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Die Gegend ist von November bis weit in den April hinein schneesicher – sie hätte das Zeug zu einem Ski-Paradies. Wenn sie nicht in Tschetschenien liegen würde, das derzeit selbst für die krisengestählten Russen eine No-Go-Area ist, ganz zu schweigen von Bürgern anderer Länder.

Das soll sich jetzt ändern. Rund um Wedutschi, wo die Frauen derzeit noch das Wasser mit Krügen aus den Bergbächen schöpfen und auf den eigenen Schultern nach Hause tragen, soll ein Wintersportkurort entstehen, der es mit Alpen und Dolomiten mehr als aufnehmen kann. Siebzehn Pisten mit einer Gesamtlänge von 45 Kilometern, auf denen sich stündlich bis zu 12 000 Gäste tummeln können, sind ebenso geplant wie Hotels, luxuriöse Berghütten, Bars und Nobel-Restaurants und ein Hubschrauber-Landeplatz. Umgerechnet rund 300 Millionen Euro sollen in dem 800 Hektar großen Areal verbuddelt werden. Den Löwenanteil will der in Wedutschi geborene tschetschenische Unternehmer Ruslan Baisarow investieren.

Tourismus ist aus Sicht von Experten die einzige Möglichkeit, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme im strukturschwachen Nordkaukasus auf Dauer zu lösen. Zwar zieht es jeden Winter rund 4,5 Millionen Russen auf Hänge und Pisten, doch die Reisen gehen vorwiegend ins Ausland. In die Skigebiete im Nordkaukasus dagegen, wo sich die Sowjetbürger zu Zeiten des Kalten Kriegs noch gerne tummelten, verirren sich jetzt mal gerade etwa 4000 Touristen pro Jahr. Grund der Abstinenz sind neben Sicherheitsrisiken auch der schlechte Service, heruntergewirtschaftete Hotels und fehlende Infrastruktur. Elke Windisch

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