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Am Ball ein kleines Wunder. Samuel Eto’o zieht es von Inter Mailand wohl nach Machatschkala. Foto: dpa

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Sport: Das Paradies liegt im Nordkaukasus Ein Milliardärs-Klub leistet sich Weltstar Eto’o

35 Millionen Euro Ablöse, 20 Millionen Gehalt pro Jahr, das sind die Zahlen, die einen Superstar wie Samuel Eto’o in den vom Bürgerkrieg zerrütteten Nordkaukasus, zum russischen Klub Anschi Machatschkala locken. Noch ist der Wechsel nicht offiziell, aber am Donnerstag soll der 30-jährige Kameruner von Inter Mailand zum Medizin-Check, schon am Sonntag könnte er im gelb-grünen Trikot gegen Dynamo Moskau auflaufen.

35 Millionen Euro Ablöse, 20 Millionen Gehalt pro Jahr, das sind die Zahlen, die einen Superstar wie Samuel Eto’o in den vom Bürgerkrieg zerrütteten Nordkaukasus, zum russischen Klub Anschi Machatschkala locken. Noch ist der Wechsel nicht offiziell, aber am Donnerstag soll der 30-jährige Kameruner von Inter Mailand zum Medizin-Check, schon am Sonntag könnte er im gelb-grünen Trikot gegen Dynamo Moskau auflaufen.

Wenn Klubbesitzer Suleiman Kerimow im Fußball das gelingen sollte, was ihn zu einem milliardenschweren Geschäftsmann gemacht hat, sollte man sich den Namen Anschi Machatschkala einprägen. Erst 1991 gegründet, arbeitete sich der Klub aus der armen Kaukasusrepublik Dagestan über Jahre nach oben. Nach einem kurzen Gastspiel in der höchsten Liga 1999–2001 spielt Anschi erst seit 2009 wieder in der Premier Liga.

Dem Klub fehlt ein achtbarer Erfolg, und dass der ohne Geld nicht zu haben ist, verstand auch die Führung. Also „schenkte“ der dagestanische Präsident den Klub in diesem Januar dem Multimilliardär Kerimow – im Gegenzug verpflichtete sich der, jährlich 30–50 Millionen Dollar für Spielerkäufe und Gehälter auszugeben. Außerdem soll für 200 Millionen Dollar ein neues Stadion für 40 000 Zuschauer entstehen, das Uefa-Anforderungen genügen soll.

Suleiman Kerimow, 45, liebt es, Geld zu machen: Er hat in Immobilien investiert, hält Anteile an Gazprom, Staatsbanken, an Kali- und Gold-Minen. Und ebenso gerne gibt er Geld aus. Dem 7,8 Milliarden Dollar schweren Russen gehören mehrere Jachten, darunter die 90 Meter lange „Ice“ sowie ein Boeing Business Jet. Was er allerdings nicht liebt, sind öffentliche Auftritte – es gibt kaum Interviews mit ihm. Fast alle seine Investitionen haben sich bisher ausgezahlt. „Er investiert nur in Aktiva, die über ein bedeutendes Wachstumspotenzial verfügen“, sagt etwa der Finanzexperte Roman Tkatschuk über ihn. In Dagestan wurde Kerimow geboren, hier machte er seine ersten Millionen, und auch politisch hat er sich hier immer wieder eingemischt.

Die Verpflichtung von Eto’o ist nur der vorläufige Schlusspunkt einer beispiellosen Einkaufstour. Im Februar und März kaufte Anschi zwei junge brasilianische Nationalspieler. In die internationalen Schlagzeilen geriet Anschi im März, als der Klub den Wechsel des gealterten Weltmeisters Roberto Carlos bekannt gab. Vor wenigen Tagen holte Anschi den russischen Nationalspieler Juri Schirkow für 15 Millionen Euro von Chelsea. Die meisten Spieler, darunter auch Eto’o, haben sich in Anschi für vier Jahre verpflichtet. Das ist die Frist, in der sich Kerimows Investition auszahlen soll.

Das einzige Problem: Dagestan ist ein gefährliches Pflaster. Die Republik, die im Osten an das Kaspische Meer grenzt, zählt 2,7 Millionen Einwohner, die im Schnitt unter 200 Euro monatlich verdienen. Während das benachbarte Tschetschenien nach zwei Kriegen mit Russland unter der harten Hand von Ramsan Kadyrow zur Ruhe gekommen ist, schwelt in Dagestan ein Bürgerkrieg zwischen Islamisten, verfeindeten Clans und Polizisten. Anfang vergangener Woche tötete eine Spezialeinheit in Machatschkala sechs Rebellen. Dann rächten sich die Rebellen. In der Nachbarstadt Chasawjurt starben bei zwei Schießereien drei Polizisten.

Der Klub löst das Problem pragmatisch: Die Spieler wohnen in Moskau und trainieren in Kratow vor den Toren der Stadt. Nur zu den Spielen werden sie nach Machatschkala eingeflogen. Dass Kerimow es ernst meint, bewies er bei der Geburtstagsfeier von Roberto Carlos: Zu dessen 38. Geburtstag schenkte er ihm einen Bugatti Veyron. Kosten: mindestens zwei Millionen Dollar.

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