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Sport: „Das Pferd ist ein Kulturgut“

Galopp-Manager Halm über die Zukunft seines Sports

Herr Halm, Sie waren am Tag der Deutschen Einheit das erste Mal auf der Galopprennbahn in Hoppegarten dabei. War es auch das letzte Mal?

Ausgeschlossen ist das nicht.

Was macht Sie so skeptisch?

Ich habe jedenfalls nichts davon gehört, dass ein Verkauf des traditionsreichen Areals unmittelbar bevorsteht. Dabei weiß ich, dass es ohne diese Entscheidung für die Zukunft sehr schlecht aussieht.

Es gibt doch aber Angebote.

Ja, wie ich gehört habe, sogar ein sehr hohes Gebot. Damit wäre auch garantiert, dass der Galoppsport in Hoppegarten zukünftig eine neue Qualität erreichen würde. Dazu muss aber die Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH als Verkäufer schnell den Verkauf über die Bühne bringen, noch im Oktober.

Lohnt es sich denn, in Hoppegarten zu investieren?

Absolut, das hat erst wieder der Renntag am Mittwoch mit dem Preis der Deutschen Einheit als Höhepunkt gezeigt. Das war die beste Werbung für den Galoppsport.

Bremst die unsichere Situation in Hoppegarten die Strukturreform im deutschen Galopprennsport, die ab Januar 2008 umgesetzt werden soll?

Zumindest mit dem Rennverein in Hoppegarten, können wir nichts Konkretes vereinbaren. Der hat zwar alles vorbereitet hat, ihm sind aber die Hände gebunden. Ansonsten sind wir schon sehr weit.

Was ändert sich denn nach einer Strukturreform?

Hauptelement des Konzepts ist die Bündelung der Kompetenzen. Rechte und Lizenzen kommen in eine Hand. Außerdem werden Vergabe, Planung, Durchführung und Vermarktung der Galoppveranstaltungen zentral durchgeführt. Dazu gehört natürlich auch eine noch verstärkte betriebswirtschaftliche Ausrichtung.

Das klingt sehr bürokratisch. Können Sie Beispiele nennen?

Ja, potenzielle Sponsoren sind froh darüber, dass sie mit dem „Direktorium für Vollblutzucht und Rennen“ einen zentralen Ansprechpartner haben. Mit Hilfe der Sponsoren könnten wir nun Rennserien ins Leben rufen, bei denen Verdienstmöglichkeiten bis hin zum Super-Jackpott denkbar sind – ob in hochklassigen Rennen und von mir aus auch bei einem Sprintcup über 1200 Meter.

Das Rezept für die Zukunft lautet also: mehr Geld, mehr Rennen, mehr Pferde. Ist das wirklich so einfach?

Schauen Sie, ich bin am 1. Januar als Mann aus der Wirtschaft angetreten, um eine marktgerechte Neustruktuierung vorzunehmen. Und die 43 Rennvereine, die es in Deutschland gibt, ziehen mit.

Wie muss das Wettgeschäft geändert werden, aus dem bisher große Summen nicht in Ihren Sport zurückfließen?

Ein neuer Staatsvertrag, der Sportwetten verbietet, aber Pferdewetten erlaubt, wird kommen. Wir bieten dann ein Produkt an, mit dem zukünftig nur Geschäfte getätigt werden können, wenn wir daran partizipieren.

Wozu braucht man eigentlich den Galopprennsport?

Dass das Pferd in Deutschland ein hochentwickeltes und erhaltenswetes Kulturgut ist, darüber besteht Einigkeit. Unsere Vollblutzucht gehört weltweit zur Spitze, und wir bieten den Menschen ein faszinierendes und dynamisches Erlebnis.

Das Vorurteil lautet, dass dies vor allem der Schicht zugute kommt, aus der die Damen mit den großen Hüten kommen.

Galopprennsport bietet eine wunderbare Verbindung von großen Hüten und bodenständigen Menschen. Die knapp 15 000 Zuschauer in Hoppegarten haben diesen Querschnitt repräsentiert.

Gibt es etwas, was Sie den Verantwortlichen in Hoppegarten gern sagen würden?

Ja, ich hatte das Glück, einen der letzten Vorträge des Börsen-Gurus André Kostolany zu erleben. Er hat gesagt, dass Berlin jede Investitition wert ist. Und Hoppegarten gehört nun mal auch zu Berlin.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

Engelbert Halm, 51, ist seit Beginn des Jahres Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen. Halm arbeitete zuvor in der Wirtschaft, etwa bei RWE.

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