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Sport: Das Pferd seines Vertrauens

Arnold Mollema gewinnt mit Unforgettable vor 25 000 Zuschauern das Deutsche Traber-Derby auf der Rennbahn Mariendorf

Berlin Wenn ein Pferd urplötzlich zum Raubtier mutiert… „Unforgettable hat gekämpft wie ein Löwe“, strahlte Arnold Mollema nach dem Rennen. Wer sich derart ins Zeug legt, bekommt seinen verdienten Lohn. Und so gewann der 56-jährige Mollema mit seinem Hengst Unforgettable gestern auf der Mariendorfer Bahn das Deutsche Traber-Derby. Die Überraschung hielt sich in Grenzen. Schließlich galt Unfortgettable als Favorit. „Ich habe meinem Pferd voll und ganz vertraut. Und als im Rennen kurz vor Schluss die Angriffe kamen, habe ich ihm zugeflüstert: ,Bitte, bitte, lass keinen vorbei’“, scherzte der glückliche Sieger.

Es war ein recht spannender Rennverlauf. Vom günstigen Startplatz drei aus hatte der niederländische Trainer Mollema seinen Hengst sofort an die Spitze dirigiert. Eine Position, die in solch einem Klassiker den stetigen Druck der angreifenden Gegner garantiert, die zugleich aber auch eine gewisse Sicherheit bietet. „An der Spitze läuft man kaum Gefahr, durch mögliche Stürze im Rennen behindert zu werden“, erläuterte Mollema seine Taktik, „und wenn man in diese Position gelangen kann, dann hat man sowieso keine Wahl und muss sie einfach nehmen.“ Unforgettable streckte sich willig, und neben Mollemas Pferd ging der Mitfavorit Ufo Kievitshof mit dem Fahrer Hugo Langeweg, ebenfalls aus den Niederlanden, in die äußere Angriffsspur. Dahinter lag der Hengst Gustav Diamant mit seinem Münchner Trainer Gerhard Biendl auf der Lauer.

Über einen Kilometer lang blieb die Situation ruhig, doch in der letzten Kurve machte Langeweg im Sulky von Ufo Kievitshof entschlossen Druck. Fast schien es, als würde er an Mollemas Hengst vorbeiziehen können, doch mit dem Einbiegen auf die Zielgerade konnte sich Unforgettable wieder für einen Moment lösen. Aber auch der Angreifer bäumte sich noch einmal auf. Doch Unforgettable, der Favorit, gab die halbe Länge Vorsprung, die er sich erkämpft hatte, einfach nicht mehr her. In der Kilometerzeit von 1:14,4 Minuten blieb Unforgettable, dessen Vater Diamond Way ebenfalls schon mal das Derby gewonnen hatte, letztlich sicher vor Ufo Kievitshof. Dahinter kam Gustav Diamant auf den dritten Platz.

Peter Heitmann, der in seiner Karriere zwei Mal das Traber-Derby gewonnen hat und natürlich auch gestern bei der 110. Auflage des wichtigsten deutschen Trabrennens an den Start ging, schwelgte vorher noch in Erinnerungen. „1978 habe ich mit der legendären Stute Ada triumphiert, und damals goss es derart in Strömen, dass ich, an der Spitze liegend, um die Pfützen herumfahren musste, sonst wären wir im Schlamm versunken.“ Die letzten 25 Jahre war der Wettergott stets auf der Seite der Trabrennfahrer. Sonnenschein und Hitze waren beim Derby üblich. Und die Sorge, dass es einmal anders sein könnte, war für die Funktionäre vom Rennverein eine Horrorvorstellung. Nach seinen Erwartungen zu den lebenswichtigen Umsätzen an den Totokassen befragt, sagte der Präsident Ulrich Mommert unmittelbar vor Beginn der Derby-Woche: „Schlechtes Wetter wäre für uns der GAU.“

Seit gestern ist der Präsident um eine Erfahrung reicher: Das Wetter spielte an keinem Tag der Derby-Woche richtig mit. Dennoch feierten 25 000 Zuschauer den Sieger im 110. Deutschen Traber-Derby begeistert. Und sie ließen sich auch vom Wetten nicht abbringen: Mit 2,2 Millionen Euro Gesamtumsatz gab es auch an den anderen Tagen des Meetings keinen Einbruch an den Totokassen.

Beim Derby selbst sorgte allein schon die internationale Klasse der zehn Finalisten, die zu dem mit insgesamt 430 581 Euro dotierten Klassiker antraten, für Schlangen an den Wettschaltern. Genau die Hälfte der Sulkygespanne kämpfte für niederländische Farben, und neben Weltmeister Heinz Wewering, der mit der Stute Playgirl November Vierter wurde und zusammen mit dem zweiten Platz aus dem Vorlauf rund 30 000 Euro Preisgeld einstrich, waren die besten Gestüte des Republik vertreten.

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