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Sport: Das Selbstvertrauen ist zurück

Alba schlägt den ewigen Rivalen und bisherigen Angstgegner Bonn 68:60

Berlin - Äußerlich gelassen saß Henrik Rödl vor dem ersten Spitzenspiel in seiner Trainerkarriere auf der Bank von Alba Berlin. Ein Bein hatte er über das andere geschlagen, und so beobachtete er, wie die Basketballprofis sich vor der Partie gegen die Telekom Baskets Bonn einspielten. Lächelnd ging er über das Feld zu Sascha Leutloff und gab ihm letzte Anweisungen. Der 22-Jährige war am Dienstag vom TuS Lichterfelde in Albas Bundesligateam aufgerückt, als Reaktion auf den Ausfall der verletzten deutschen Nationalspieler Mithat Demirel und Stefano Garris.

Rödls Worte müssen Sascha Leutloff aufgebaut haben. Schon im ersten Viertel kam er aufs Feld und machte ein gutes Spiel, genauso wie der 20 Jahre alte Aufbauspieler Martynas Mazeika, der durch Demirels Verletzung seine Chance bekam. Die beiden jungen Basketballer bestanden ihre Bewährungsprobe ebenso wie ihr unerfahrener Trainer: Alba gewann das hart umkämpfte, packende Spiel 68:60 (41:32).

Damit haben die Berliner auch etwas für die Statistik getan: Bis gestern Abend hatten sie von den letzten sechs Spielen gegen die Bonner nur ein einziges gewonnen, nun sieht ihre Bilanz zumindest etwas schöner aus. Für Henrik Rödl war es im siebten Spiel sogar der sechste Sieg, seine Bundesligabilanz als Trainer ist weiterhin makellos perfekt: fünf Siege, keine Niederlage. „Das war ein sehr emotinales, sehr schweres Spiel. Respekt an mein Team, wir haben die Verletzten gut kompensiert“, sagte Rödl. Beste Werfer bei den Berlinern waren Jovo Stanojevic (17), Gerald Brown (13), Matej Mamic (12) und Michael Wright (11). Topscorer war Bonns Aleksandar Nadjfeji mit 20 Zählern.

Erstmals seit dem November 2001 war die Max-Schmeling-Halle in einem Hauptrundenspiel mit 8861 Zuschauern wieder ausverkauft. Das Duell mit dem ewigen Rivalen Bonn, den Alba bis 2001 dreimal im Endspiel um die deutsche Meisterschaft bezwungen hatte, zieht das Publikum auch dann an, wenn Bonn wie in diesem Jahr nur auf dem siebten Tabellenplatz liegt. Doch zuletzt gelangen den Baskets immerhin vier Siege hintereinander, ihre Krise war überwunden. „Die werden sicher hierherkommen, um zu gewinnen. Aber das wird nicht klappen, weil sie an unserer Defense wie an einer Wand abprallen werden“, hatte Center Szymon Szewczyk im Programmheft zum gestrigen Spiel selbstbewusst verkündet.

Die ersten drei Punkte machte dann zwar der Gegner, doch im ersten Viertel gelang es keiner Mannschaft, sich entscheidend abzusetzen. Nach zehn Minuten führte Alba mit 19:16 Punkten. Fast wäre der Vorsprung der Berliner sogar noch drei Punkte größer gewesen, doch der letzte Wurf von Martynas Mazeika zählte nicht mehr, weil die Sirene das Viertel bereits beendet hatte.

Wenig später hatte Mazeika erneut Pech. Bei seinem Distanzwurf landete der Ball zwar im Korb, doch diesmal war die Angriffszeit bereits abgelaufen gewesen. Dann endlich aber zählte ein Zweipunktewurf des Litauers, kurz darauf wurde er unter Riesenbeifall der Berliner Fans ausgewechselt. Mit einer 8:0-Serie baute die Heimmannschaft ihren Vorsprung auf 36:24 aus und führte zur Halbzeit 41:32. Jovo Stanojevic hatte da bereits 15 Punkte erzielt und neun seiner 14 Rebounds geholt.

Aber die Gäste aus Bonn gaben sich längst noch nicht geschlagen und kamen auf 47:52 heran. Würde Alba einbrechen, wie es schon mehrmals in dieser Saison passiert ist? Diesmal nicht. Das Team von Henrik Rödl ließ sich nicht verunsichern, spielte selbstbewusst weiter und reagierte auf die bedrohliche Situation mit einer 10:3-Serie. Die Alba-Fans wurden nun sogar übermütig, riefen den Bonner Spielern zu: „Ihr werdet nie Deutscher Meister!“ Daraufhin verwarf Aleksandar Nadjfeji tatsächlich einen Freiwurf. Gerald Brown traf mit der Schlusssirene zum 68:60-Endstand. Vor allem einer wurde von den jubelnden Fans mit Sprechchören gefeiert: Henrik Rödl.

Helen Ruwald

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