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Erlaubter Schlägerwurf. Petra Kvitova erlebt ihren größten Erfolg. Foto: dpa

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Sport: Das Spiel ihres Lebens

Petra Kvitova siegt durch ein 6:2 und 6:4 gegen Maria Scharapowa zum ersten Mal in Wimbledon

Das Ass schnellte unerreichbar durch die Mitte. Es war ihr erstes der Partie und perfekter hätte sie es kaum anbringen können, als bei ihrem ersten Matchball. Petra Kvitova hatte es tatsächlich geschafft. Die 21 Jahre alte Tschechin ließ ihren Schläger fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Dann sank sie auf die Knie. Sie ist die neue Wimbledon-Siegerin und hatte ihren ersten Grand-Slam-Titel perfekt gemacht. Und das, obwohl sie nie zuvor bei einem der vier wichtigsten Turniere im Endspiel gestanden hatte. Ihr 6:2 und 6:4-Sieg über Maria Scharapowa war dabei mehr als verdient, sie hatte die ehemalige Weltranglistenerste geradezu vorgeführt. Scharapowa konnte die Trophäe, genannt „Venus Rosewater Dish“ 2004 im Alter von 17 Jahren gewinnen, seither hatte es keine jüngere Siegerin mehr im All England Club gegeben als nun Kvitova. „Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich bin“, sagte sie. „Ich denke, das war das beste Match, das ich je gespielt habe.“

Mit Tränen in den Augen winkte Kvitova in der Royal Box Martina Navratilova und Jana Novotna zu, zwei ihrer Landsfrauen, die ebenso in Wimbledon triumphiert hatten, und die ihr stets eine Inspiration gewesen waren. „Es bedeutet mir so viel, hier in Wimbledon im Finale zu stehen“, sagte Kvitova schon vor der Partie, „ich verbinde dieses Turnier immer mit Martina Navratilova. Sie ist mein großes Idol“. Die neunmalige Wimbledonsiegerin und gebürtige Tschechin hatte den rasanten Aufstieg Kvitovas mitverfolgt und gesehen, wie diese vor einem Jahr in Wimbledon ins Halbfinale stürmte, sich seither in den Top Ten festsetzte und nun ihr erstes Grand-Slam-Finale bestritt. „Sie hat enormes Potenzial“, glaubt Navratilova, „und ihr Linkshänder-Aufschlag ist eine gefährliche Waffe.“ Auch Scharapowa sollte mit diesem ungewöhnlichen Drall und Winkel große Mühe haben. Zwar zeigten beide Spielerinnen anfangs Nerven und gaben ihr erstes Spiel jeweils ab, doch dann spielte Kvitova erstaunlich abgeklärt und agierte von der Grundlinie ebenso aggressiv, wie es Scharapowa normal zu tun vermag.

Kvitova wurde immer selbstbewusster, spürte wohl, dass die Russin mit den eigenen Erwartungen zu kämpfen hatte und erhöhte merklich den Druck. Besonders die eigenen Aufschlägen bereiteten Scharapowa Probleme. Diese waren im Turnierverlauf schon ihre Schwäche gewesen. Folglich produzierte Scharapowa viele Doppelfehler. 32 waren ihr bis zum Endspiel schon unterlaufen und damit hielt die Russin den Negativrekord in Wimbledon. Mit ihrem vierten von sechs Doppelfehlern des Tages brachte sie Kvitova im ersten Satz mit 4:2 in Führung.

Die 15 000 Zuschauer auf dem Center Court glaubten zunächst noch, die erfahrenere dreimalige Grand-Slam-Siegerin würde nun zur Aufholjagd ansetzten, doch die Debütantin spielte weiterhin souverän und überpowerte Scharapowa phasenweise sogar. Mit dem weiteren Break holte sich Kvitova den ersten Durchgang. Ratlos wirkte Scharapowa, unschlüssig, welches Mittel ihr gegen die furios aufspielende Kvitova überhaupt noch helfen möge. Lag sie doch im zweiten Satz bereits wieder mit dem Break 1:2 hinten. Scharapowa versuchte es mit Variationen, ein Lob, der auf die Grundlinie tropfte, brachte ihr das Rebreak zum 2:2 ein – der Effekt verpuffte jedoch sofort mit einem weiteren Aufschlagverlust. Kaum etwas deutete noch darauf hin, dass Scharapowa nach sieben Jahren wieder die Trophäe in Händen halten würde.

Doch die Russin ist berüchtigt für ihre unglaubliche Willenskraft. Mit jedem Ball wurde ihr Gestöhne furchterregender und die Wucht, mit der sie zuschlug, bedingungsloser. Sie konnte Kvitova erneut den Aufschlag abnehmen und zum 3:3 ausgleichen, doch deren Glauben an sich vermochte Scharapowa nicht zu brechen. Kvitova kämpfte weiter verbissen, wohl auch weil sie merkte, dass Scharapowa weiterhin mit ihrer Fehlerquote haderte und weit von ihrer Bestform entfernt spielte. Sie musste die Niederlage schließlich nach nicht einmal anderthalb Stunden eingestehen: „Ich kann ihr nur gratulieren, Petra hat ein tolles Turnier gespielt.“

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