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Sport: Das spielende Klassenzimmer

Ein EM-Sozialprojekt macht Schüler zu Botschaftern – und kommt aus Berlin

Auch das ist die Europameisterschaft: Schüler aus Klagenfurt reisen nach Sibiu in Rumänien und produzieren eine Radiosendung über das neue EU-Mitglied. Oder das: Schüler aus dem Schweizer Kanton Wallis lernen das griechische Alphabet und spielen in selbst entworfenen griechischen Nationaltrikots gegen andere Länder.

Aus mehr als 200 Schulen in der Schweiz und in Österreich sind in den vergangenen Monaten Botschaften geworden. Jeder von ihnen wurde eines der 53 Mitgliedsländer des europäischen Fußballverbandes Uefa zugelost, denn sie haben bei Euroschools teilgenommen, dem größten Sozialprojekt der Fußball-EM. Und entstanden ist diese Idee in Berlin.

In Moabit sitzt Streetfootballworld. Die Organisation hat schon zur WM 2006 Schulen zu Botschaften gemacht und während der WM den Weltmeister im Straßenfußball ausspielen lassen. „Streetfootballworld ist eines der wenigen Vermächtnisse der WM 2006“, sagt Geschäftsführer Jürgen Griesbeck. Sie haben einen nicht ganz unbescheidenen Anspruch: Mit dem Fußball die Welt verändern. Auch bei dieser EM, so hoffen sie, ist mit Euroschools die Welt wieder ein bisschen besser geworden. Auf sich selbst verlassen sie sich dabei aber nicht. „Wenn wir die Welt verändern wollen, brauchen wir die Fifa und die Uefa“, sagt Griesbeck. Obwohl seine Organisation von der Basis des Fußballs kommt, also eine Graswurzelbewegung ist, hat sie die Vorbehalte gegen die mächtigen Verbände im Fußball abgelegt. „Die soziale Verantwortung des Fußballs ist für die Fifa und die Uefa längst kein Feigenblatt mehr“, sagt Griesbeck.

Schon vor der WM 2006 haben sie daher mit der Uefa über ihr Schulprojekt verhandelt. Mit dem Ergebnis, dass sie nun das größte soziale Projekt dieser EM koordinieren, mehr als 10 000 Schüler haben teilgenommen.

Spielen und lernen, das ist der Ansatz. Es geht einerseits um Fußball: Die besten Schulen aus der Schweiz und Österreich werden am Samstag in Innsbruck ihren Gewinner ausspielen. Aber nicht irgendwie. Sie spielen nach Prinzipien, die Griesbeck schon bei seinen ersten Projekten gegen Gewalt in Kolumbien und Brandenburg angewendet hat: eigene Fairplay-Regeln und Mädchen und Jungen in einer Mannschaft.

Das andere Standbein des Projekts ist das Lernen über das Partnerland, oder in der Sozialarbeitersprache: der interkulturelle Dialog. „Die Schulen, die exotische Länder vertreten, haben manchmal die schöneren Erfahrungen und die bessere Arbeit gemacht“, sagt Projektkoordinator Johannes Axster.

Im September treffen 53 Schulen aus Österreich und der Schweiz in Vaduz auf 53 Schulen aus ihren Partnerländern. Die Europameisterschaft soll schließlich für sie nicht schon am Sonntag aufhören. Friedhard Teuffel

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