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Sport: Das Stadion als Umweg

Man muss nicht erst in die Schule gehen, um ein guter Lehrer zu werden. Man kann auch ohne Führerschein Formel-1-Weltmeister werden.

Man muss nicht erst in die Schule gehen, um ein guter Lehrer zu werden. Man kann auch ohne Führerschein Formel-1-Weltmeister werden. Man kann auch ein Orchester dirigieren, ohne ein Instrument zu beherrschen. So ähnlich kann man die Erfolge von Patrick Makau im Marathon lesen. Die klassische Laufbahn hat der Kenianer ausgelassen – der Weltrekord im Marathon gehört seit Sonntag trotzdem ihm.

Damit hat Makau ein großes Vorbild abgelöst, Haile Gebrselassie. Der hatte die Musterkarriere eines Läufers hingelegt, indem er seine Entfernungen langsam steigerte. Erst lief er 5000 und 10 000 Meter auf der Bahn des Stadions, ehe er sich mit Anfang 30 auf die Straße und schließlich den Marathon stürzte. Makau hat ihm nun schon mit 26 Jahren den Marathon-Weltrekord abgenommen, obwohl er im Stadion nie erfolgreich war, es gar nicht groß mit Bahnläufen versucht hatte. Als er einmal allein mit baden-württembergischen Athleten im Stadion laufen sollte, verpasste er sogar den Start.

Makaus Erfolg ist ein weiteres Indiz für die Spaltung der Leichtathletik in Stadion und Straße. Bisher galt das Stadion noch als Ausbildungsstätte. Makau zeigt etwas anderes: Die Straße braucht das Stadion nicht. Er hat sich schon früh für die Straße entschieden, weil er mit diesen Läufen eher seine Familie ernähren kann. Startplätze für Straßenrennen sind leichter zu bekommen, bei großen Meisterschaften im Stadion gibt es dagegen nur wenige Plätze pro Nation.

Makaus Karriere ist längst ein Modell geworden. Das Stadion verliert damit fürs Ausdauerlaufen weiter an Bedeutung. Das ist schade, denn das schwächt die Leichtathletik insgesamt, und was im Stadion sportlich und atmosphärisch passiert, kann keine Straßenveranstaltung ersetzen. Die Leichtathletik muss also auf den nächsten Haile Gebrselassie -hoffen.

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