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Sport: Das Stürmchen

Hertha probiert eine neue Variante: Rafael und Wichniarek

Berlin. Es konnte nicht ganz geklärt werden, ob auch der Name „Fredi Bobic“ zur Auswahl stand, jedenfalls steht er nicht auf dem Blatt Papier, das Dieter Hoeneß in der Hand hält. Die Fans von Hertha BSC wählen derzeit einen Namen für die Ostkurve im Olympiastadion. Von 200 Vorschlägen seien sechs übrig geblieben, erzählt Manager Hoeneß und liest vor: „Spreebogen“ könnte die Fankurve heißen, „Zauberberg“ – oder auch „Erich-Beer-Kurve“. Erich Beer genießt noch immer eine hohe Wertschätzung bei den Berliner Fans, weil er in den Siebzigerjahren mit 83 Toren einen großen Anteil an Herthas Erfolgen hatte.

Fredi Bobic war auch mal auf dem besten Weg, eine große Nummer bei den Fans zu werden. Doch seitdem der aktuelle Nationalspieler keine Rolle mehr bei Hertha spielt und auch heute im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr, Olympiastadion) auf der Bank sitzen wird, ist das Arbeitsklima schlechter geworden. Bobic äußert sich in diesen Tagen nicht mehr, zumindest nicht offiziell. Was er hinter vorgehaltener Hand so von sich gibt, lässt allerdings nicht gerade auf das beste Verhältnis zu seinem Arbeitgeber schließen.

Gute Argumente, warum er spielen sollte, hat Bobic kaum, doch für seine Kollegen spricht auch nicht viel mehr. Herthas Trainer Meyer hat jetzt zwar mit einem gewissen Stolz erzählt, dass ihm gegen Wolfsburg „das erste Mal drei Stürmer zur Verfügung stehen“. Doch was soll das heißen, angesichts der Bilanz der Herren Bobic, Wichniarek und Rafael? Die drei Berliner Stürmer haben in dieser Saison ganze sechs Tore erzielt. „Das wird schon“, hat Artur Wichniarek zuletzt lapidar gesagt, „ich kann’s ja nicht verlernt haben.“

Wichniarek hat für seinen ehemaligen Klub Arminia Bielefeld 50 Tore erzielt in drei Jahren – das letzte vor elf Monaten. So lange wartet der polnische Stürmer auf ein Erfolgserlebnis. Vor einer Woche, bei Herthas1:1 gegen Rostock, spielte er zwar nach Monaten das erste Mal wieder von Anfang an, aber so viel besser als die Leistung von Bobic war seine nun auch wieder nicht.

Wenn Trainer Hans Meyer heute mit Wichniarek und Rafael spielt – und danach sah es in den Trainingseinheiten aus –, dann ändert er auch sein System. „Der defensiv orientierte Meyer fängt endlich an, offensiv zu denken“, spottete Meyer prompt, weil er in der Zeitung lesen musste, er wolle erstmals mit zwei Stürmern spielen. „Das ist Quatsch!“, hat Meyer hinzugefügt, weil er auch gegen Frankfurt mit zwei Angreifern auflief. Dass dies jedoch das einzige Spiel war, lag nicht an der Taktik, sondern an der Tatsache, dass Hertha keine Alternativen hatte: Luizao und Wichniarek waren verletzt, Giuseppe Reina ist es weiterhin, und wenn sich die Chance für Nando Rafael bot, „dann war der schnell wieder gesperrt“, schimpft Meyer. „Irgendwas macht der Nando richtig falsch.“ Der junge, etwas hektisch spielende Stürmer sah bereits eine Rote Karte und fünf Gelbe Karten, „und das bei den paar Kurzeinsätzen“.

Wichniarek, der zentrale Stürmer, und Rafael, der läuferisch stärkere, haben bislang noch nicht miteinander gespielt. Hertha bleibt die Hoffnung, dass diese letzte, bisher nicht erprobte Angriffsvariante dem Gegner Probleme bereiten wird. Wobei die Wolfsburger so ziemlich mit jeder Angriffsformation ein Problem haben. Kein Team hat mehr Tore kassiert als der VfL – 56 nämlich.

Sollte den Berlinern ein Sieg gelingen, dann gibt es einen grundlegenden Unterschied zu den vergangenen Wochen. Aus eigener Kraft kann Hertha wegen der schlechten Tordifferenz nicht auf Platz 15 klettern. Das liegt vor allem am Angriff – nur Köln hat noch seltener ins Tor getroffen. Herthas Stürmer taugten bislang nicht zu Helden.

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André Görke

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