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Und da ist er im Tor! Mario Gomez steht, wo ein Stürmer stehen muss, und erzielt das 2:0 für die deutsche Nationalmannschaft in Baku. Aserbaidschan ist danach am Boden zerstört. Foto: AFP

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Sport: Das Tor zur EM steht weit offen

Deutschland gewinnt 3:1 in Aserbaidschan und braucht nur noch einen Punkt zur endgültigen Qualifikation

Einen kleinen Seitenhieb konnten sich die Jugendlichen in Aserbaidschans Hauptstadt Baku nicht verkneifen. „Wir haben in Deutschland gewonnen. Eurovision 2011“, stand gut leserlich in deutscher Schrift auf einem Plakat vor der Metrostation am Stadion. Der Erfolg aus dem Musikbereich ließ sich jedoch nicht auf den Fußball übertragen. Nach der 1:6-Niederlage vom vergangenen Herbst verlor Aserbaidschans Nationalmannschaft auch das Rückspiel zur EM-Qualifikation gegen Deutschland mit 1:3 (0:2).

Für die deutsche Mannschaft war es dagegen ein versöhnlicher Saisonabschluss. Die Tore von Mesut Özil, Mario Gomez und André Schürrle bedeuteten den siebenten Sieg im siebenten Qualifikationsspiel für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. Dass Aserbaidschan vor 35 000 Zuschauern durch Murad Hüseynov zwischenzeitlich verkürzen konnte, fiel nicht weiter ins Gewicht. Deutschland benötigt nur noch einen Punkt aus den drei ausstehenden Spielen gegen Österreich, Belgien und der Türkei, um sich endgültig für das am 8. Juni 2012 beginnende EM-Turnier in Polen und der Ukraine zu qualifizieren. „Wir haben eine grandiose Spielzeit abgeschlossen. Ich bedanke mich bei der Mannschaft. Sie hat nach der WM wieder Großartiges geleistet“, sagte Löw.

Der Bundestrainer hatte drei Änderungen in seiner Startelf gegenüber dem 2:1 in Österreich vorgenommen. Dennis Aogo ersetzte als Linksverteidiger Marcel Schmelzer, dazu rückten Benedikt Höwedes und Holger Badstuber für Arne Friedrich und Sami Khedira in die Mannschaft. Dies hatte eine taktische Verschiebung zur Folge. Höwedes rückte auf die rechte Verteidigerposition, Badstuber verteidigte innen und Philipp Lahm spielte im defensiven Mittelfeld neben Toni Kroos. Die ungewohnte Rolle hatte der Bayern-Kapitän schon einmal sehr gut beim Testspielsieg gegen England im August 2008 ausgefüllt. Es war eine Maßnahme, die der Personalnot geschuldet war. Denn vor dem Spiel waren mit Schweinsteiger, Bender, Träsch, Khedira und Rolfes fünf Spieler für diese Position ausgefallen.

Die Umstellungen führten dazu, das Joachim Löws Team mit einem Durchschnittsalter von 23,45 Jahren die jüngste deutsche Startelf in einem Pflichtspiel aufwies. „Es war ein komisches Gefühl, als Ältester auf dem Platz zu stehen, aber das zeigt wie viel Qualität wir in Deutschland haben“, sagte Philipp Lahm, der mit 27 Jahren der älteste Deutsche auf dem Platz war. Lahm wirkte in den wenigen brenzligen Situationen für die deutsche Mannschaft als beruhigendes Element für seine Mitspieler. Vor allem der Dortmunder Mats Hummels hatte in der Anfangsphase das ein oder andere aufmunternde Wort nötig. Nach einem Fehlpass von Hummels traf Nugar Nadirov aus 30 Metern nur die Latte. Zuvor hatte schon Aleksandr Chertoganov knapp verfehlt. Deutschland kam anschließend aber besser ins Spiel und ging durch den starken Mesut Özil nach einer halben Stunde in Führung. Kurz vor der Pause passte der Mittelfeldspieler dann quer auf den mitgelaufenen Mario Gomez. Bayerns Stürmer traf locker zum 2:0. Damit war das Spiel im Grunde entschieden, in der zweiten Halbzeit modifizierten Angreifer Murad Hüseynov und der eingewechselte Andre Schürrle das Ergebnis lediglich.

Aserbaidschans Fans konnte allerdings selbst der Ehrentreffer von Hüseynov nicht beruhigen. Sie forderten lautstark den Rücktritt von Nationaltrainer Berti Vogts. Der reagierte später barsch auf die Rufe des Publikums: „Deutschland spielt in einer anderen Klasse, aber die Zuschauer verstehen das nicht. Sie glauben, wenn unsere Spieler zwei, drei erfolgreiche Pässe spielen, können sie gewinnen. Sie kennen sich im internationalen Fußball nicht aus“, sagte Vogts.

Nach dem Spiel flog der ehemalige Bundestrainer mit dem deutschen Tross zurück in seine Heimat und in den Urlaub. Vogts will weiter Trainer in Aserbaidschan bleiben, ob er darf, ist unklar. Plakate zum endgültigen Abschied hatten die Fans in Baku aber noch keine parat.

Gregor Derichs[Baku]

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