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Sport: Das Tor zur Welt steht ihm offen

Miroslav Klose ist einer der besten Stürmer Europas – nun erwartet ihn ein Schlüsselspiel seiner Karriere

Seine Treffer feiert Miroslav Klose derzeit auf eigene Art: mit drei gestreckten Fingern und einem geformten Kreis. „Das hat damit zu tun, dass es drei Menschen gibt, die mir sehr wichtig sind. Die sitzen alle auf der Tribüne“, erklärt Klose und meint wohl seine Ehefrau und seine Zwillinge. Doch längst beobachten viel mehr Menschen jede Regung und Bewegung des WM-Torschützenkönigs in Diensten von Werder Bremen genau. Denn Klose ist der derzeit begehrteste Stürmer Europas, umworben von Vermittlern, Beratern und den besten Klubs des Kontinents.

Heute spielt Klose auf der ganz großen Bühne vor. Im Gruppen-Endspiel in der Champions League beim FC Barcelona (20.45 Uhr, live auf Premiere) reicht ihm und Werder ein Unentschieden zum Weiterkommen. Der finale Showdown der Gruppe A ist auch ein Schlüsselspiel für Klose. Franz Beckenbauer hat ihn bereits als „Klosinho“ tituliert – nun steht der direkte Vergleich gegen Ronaldinho an. Und Vorlagengeber Diego, der jüngst gemeinsam mit Barcas Superstar in der brasilianischen Nationalmannschaft auflief, betont: „Klose ist einer der besten Stürmer, mit dem ich je zusammengespielt habe.“

Der 28-Jährige durfte gerade sein 50. Tor für Werder feiern; er hat im Schnitt fast so viele Treffer erzielt wie einst Rudi Völler. Allerdings: Gegen die ganz großen Gegner tut sich der Umworbene sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft schwer. In dieser Saison hat Klose in der Champions League noch nicht getroffen, gegen Großklubs wie Chelsea, Barcelona, Juventus, Inter oder Lyon ist er bislang grundsätzlich leer ausgegangen. Auch seinen 33 Toren im DFB-Trikot haftet der Makel an, dass sie – abgesehen vom 1:1 im Viertelfinale gegen Argentinien – nicht gegen namhafte Gegner zustande gekommen sind.

Dem Marktwert Miroslav Kloses kann diese Bilanz nicht schaden. Das weiß auch dessen Berater Alexander Schütt, der offenbar einen Wechsel vorantreibt. Der ehemalige SWR-Mitarbeiter ist Novize auf diesem Gebiet – ein Verkauf Kloses wäre sein erster großer Deal. Nach dem Barcelona-Spiel beginnen die ersten Gespräche mit Werders Vereinsführung. „Wir werden nicht nur übers Wetter sprechen“, sagt Schütt. Unter Insidern gilt als sicher, dass Klose seinen bis 2008 laufenden Vertrag mit Werder nicht erfüllt. „Wenn Miro es will, beschäftigen wir uns mit den Anfragen“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs. „Und sollten wir einmal ohne ihn auskommen müssen, suchen wir uns einen neuen Stürmer, der sich ähnlich wie Klose entwickeln kann.“

Angeblich gibt es eine Vereinbarung, dass der Topstar im kommenden Jahr bei einem Angebot aus dem Ausland wechseln darf – gegen eine Ablöse von etwa 20 bis 25 Millionen Euro versteht sich, die Klubs wie Chelsea, Barcelona oder Mailand spielend bezahlen können. In letzter Zeit fällt von Klose auffällig oft der Satz: „Die Angebote dieses Sommers sind alle zu mir vorgedrungen.“ In den Gesprächen mit seinem Arbeitgeber wolle er nun sehen, „ob wir Lichtjahre voneinander entfernt sind“, sagt Klose. Nun hat auch Juventus Turin offiziell Interesse angemeldet, will jedoch nur 15 Millionen Euro zahlen, um mit Klose nach dem Wiederaufstieg in die Serie A anzugreifen. Angeblich reist Juves neuer Sportdirektor Alessio Secco demnächst zu Verhandlungen nach Bremen.

Konkret jedoch sei noch gar nichts, beteuert Allofs. Das Thema nervt die Mitspieler allerdings zunehmend. Als Torsten Frings nach dem 3:1-Sieg gegen Hertha BSC auf die überragende Vorstellung seines Mitspielers angesprochen wurde, fuhr Frings, ein Kumpel Kloses, aus der Haut: „Was war da überragend? Die Flanke war überragend, den hätte ich auch reingenickt.“ Selbst der stets gesprächige Allofs verlor die Contenance. Als ihn ein spanischer Journalist eine Frage stellte, blockte der Sportdirektor ab: „No comment. No means. I don’t want to discuss.” Zuvor hatte die spanische Zeitung „Sport” Allofs zitiert, dass der AC Mailand erster Anwärter bei einem Wechsel sei und der sogar zur Winterpause möglich wäre. Bremen reagierte am Montag mit der Ankündigung, den Vertrag mit Klose verlängern zu wollen. Verhindern lassen sich die Störgeräusche im beschaulichen Werder-Kosmos nicht mehr. Und wenn Klose tatsächlich in Barcelona trifft, könnten aus kolportierten Gerüchten schnell reale Geschichten werden.

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