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Sport: Das türkische Volk erwartet einen Sieg über Irland

Bursa ist ein guter Platz für Hakan Sükür. Seit 1991 hat der türkische Stürmer in Länder- und Ligaspielen im dortigen Atatürk-Stadion 13 Tore erzielt, zuletzt das Siegtor gegen Deutschland im Oktober desvergangenen Jahres.

Bursa ist ein guter Platz für Hakan Sükür. Seit 1991 hat der türkische Stürmer in Länder- und Ligaspielen im dortigen Atatürk-Stadion 13 Tore erzielt, zuletzt das Siegtor gegen Deutschland im Oktober desvergangenen Jahres. Nun will Sükür den 14. Treffer hinzufügen: Beim entscheidenden Europameisterschafts-Qualifikationsspiel am Mittwoch gegen Irland richten sich die türkischen Hoffnungen vor allem auf den Torjäger der Nation. Sükür ist sicher, dass er diese Hoffnungen nicht enttäuschen wird: "Vertraut mir", sagte er türkischen Zeitungsberichten zufolge. "Bursa ist meine Glücksstadt." Doch die Schlagzeile der Sportzeitung "Fanatik" vom Dienstag machte deutlich, wie hoch der Erwartungsdruck ist: "Du bist dran, Hakan."

Nach den glücklosen Spielen in der Qualifikationsgruppe hat die Türkei wie andere Mannschaften die Möglichkeit, über eine Art Hoffnungsrunde doch noch die Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden im kommenden Jahr zu erreichen. Beim Hinspiel gegen Irland in Dublin erreichten die Türken ein 1:1-Unentschieden durch einen Hand-Elfmeter kurz vor Spielende. Nun setzen sie vor heimischem Publikum auf Sieg. Neben Deutschland wurden auch die Holländer im Atatürk-Stadion von Bursa bereits mit 1:0 besiegt - und ein solches Ergebnis würde auch gegen die Iren mehr als reichen.

"Alles hängt von diesen 90 Minuten ab", sagt Hakan Sükür. "Mein einziger Wunsch ist es, das Gesicht meiner Nation zum Lächeln zu bringen."

Solche theatralisch wirkenden Formeln sind vor wichtigen Fußballspielen in der Türkei nicht unüblich. Diesmal gesellt sich zu der sportlichen Bedeutung der Begegnung gegen die Iren auch noch der Wunsch der Fußballer, ihren Landsleuten nach zwei verheerenden Erdbeben in nur drei Monaten einen Grund zur Freude zu geben. Bursa liegt ganz in der Nähe jener Gebiete, die bei den Beben vom August und vom vergangenen Freitag verwüstet wurden.

Im Lager der Türken herrscht nach dem Remis in Dublin große Zuversicht, sich nach der WM 1998 in Frankreich zum zweiten Mal in Folge für ein großes internationales Turnier zu qualifizieren. "Das Erdbeben hat die Moral der Spieler zwar angegriffen. Aber wir wissen, was das türkische Volk von uns erwartet und werden das Ziel auch erreichen", sagte Trainer Mustafa Denizli. Doch die türkische Mannschaft steht nicht nur im nationalen Rampenlicht, wenn man Denizli glaubt. Der Erfolg seiner Spieler sei auch von der "politischen und geistigen Warte aus gesehen wichtig", sagt der Trainer. Sogar US-Präsident Bill Clinton halte sich zur Zeit in der Türkei auf: "Die ganze Welt schaut auf uns."

Auch wenn Denizli in seiner Einschätzung über die Bedeutung des Spiels für die Weltläufte etwas zu hoch gegriffen haben dürfte, liegt er angesichts der innertürkischen Lage durchaus richtig, wenn er seine Spieler zu überdurchschnittlichen Leistungen aufruft: Die Türken brennen darauf, endlich einmal an einer Europameisterschaft teilnehmen zu dürfen. "Diese große Chance darf nicht verpasst werden", warnte die Zeitung "Milliyet" am Dienstag. "Wir haben keine Alternative: Wir werden gewinnen. Wir sind kurz vor dem Ziel", erklärte Trainer Mustafa Denizli. Neben Hakan soll vor allem Spielmacher Sergen den türkischen Erfolg sichern. Er sei der "Schlüssel", sagt Trainer Denizli.

Die Türken haben mit Hakan und Sergen nicht nur ihre Helden auserkoren - auch einen Buhman haben sie schon. Mit Bestürzung registrierten die türkischen Zeitungen, dass das Spiel gegen Irland vom französischen Schiedsrichter Gilles Veissiere gepfiffen wird. Veissiere hatte vor kurzem in der Champions-League-Begegnung zwischen dem Türkischen Meister Galatasaray Istanbul und Juventus Turin Hakan Sükür die Gelbe Karte gezeigt. Entsprechend düster sind die Erinnerungen der Galatasaray-Spieler im Nationaldress mit Blick auf den Franzosen: "Er hat uns auf dem Platz regelrecht veräppelt und uns geradezu zu Gelben Karten provoziert."

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