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Sport: Das verlorene Lachen

Stefano Garris trifft vor Albas Euroleague-Spiel gegen Pau-Orthez den Korb nicht mehr

Berlin. Man braucht keine Statistiken, ein Blick in das Gesicht von Stefano Garris reicht, um zu sehen, dass etwas falsch läuft. Das Lachen fehlt. Und Garris, 23-jähriger Basketballnationalspieler von Alba Berlin, gilt als Ausbund von guter Laune. Nach dem Sieg am Sonntag gegen Hagen (76:64) klatschte er lustlos Gegenspieler wie Fans ab. Nur zwei von acht Feldwürfen hatte er getroffen. Null Rebounds, null Korbvorlagen, null Ballgewinne. Vor einer Woche gegen Zagreb betrog die Wurfquote nur 14 Prozent.

Die Mannschaft hat sich nach schlechtem Start in der Euroleague wieder herangekämpft. Mit einem Erfolg heute gegen den Tabellenvierten Pau-Orthez (20 Uhr, Max- Schmeling-Halle) hätte Alba, der Siebte, wieder gute Chancen, sich als eines von fünf Teams für die Zwischenrunde zu qualifizieren. Doch der Aufschwung geht an Garris, der im September bei der WM in Indianapolis Bronze gewann, vorbei – zumindest in der Offensive. Die Akzente setzen andere.

„Was soll’s, ich muss einfach weiter machen und positiv denken“, sagt Garris. Und klingt nicht locker, sondern genervt. „Er ist momentan gestresst, glaube ich“, sagt Kotrainer Burkhardt Prigge, der mit Garris zusätzliches Wurftraining absolviert. „Am Montag hat er hundert Dreipunktewürfe gemacht und etwa 60 getroffen.“ Eine starke Quote fürs Spiel, nicht jedoch fürs Training.

Bei der WM attestierte ihm das Fachblatt „Basketball“, im Vorrundenspiel gegen China „neben Nowitzki der Beste“ gewesen zu sein. Ein größeres Kompliment gibt es nicht. Im Turnierverlauf sanken zwar Einsatzzeit wie Wurfquote des Berliners, doch er stand immer in der Anfangsformation – und die Gegner waren schließlich Spanien und Argentinien, nicht Hagen und Oldenburg.

Nur wenige Tage Urlaub hatten die Nationalspieler, Garris hätte den Erfolg gerne länger genossen, „aber als es losging, war ich voll dabei. Die WM ist Vergangenheit.“ Prigge ist sich so sicher nicht. „Nach einer WM muss sich das emotional alles einpendeln.“ Der Druck, auch der selbst gemachte, für einen Bronzemedaillengewinner ist größer als für einen Jungspund, der frech aufspielen kann. Stefano Garris will, aber er kann nicht.

Trainer Emir Mutapcic lobt immerhin seine „Stabilität in der Verteidigung“. Werfen sei „Kopfsache, das Problem ist nicht der Wurf, sondern die Geduld, er muss beim Werfen besser selektieren“. Bundestrainer Henrik Dettmann, der Garris für drei EM-Qualifikationsspiele in den kommenden Wochen nominiert hat, sagt: „Dass man nicht trifft, ist normal“. Vielleicht kann dieser Satz Garris ja ein Lächeln entlocken.

Helen Ruwald

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