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Umkämpftes Duell. Hertha (hier mit Pekarik gegen Ribèry) bot dem Triple-Sieger ein intensives und temporeiches Spiel. Foto: AFP

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Sport: Das Viertelwunder

Nach mutigem Fußball und einer Führung wird Hertha vom FC Bayern doch noch 3:2 niedergerungen.

Von Beginn an gab es die gefürchteten Dauerattacken des FC Bayern. Doch eine kurze Atempause nutzten die Berliner zum Gegenangriff. Als die Stadionanlage in der Münchner Arena kurz vor Spielbeginn die dröhnende Dauerbeschallung unterbrach, besangen die etwa 4500 mitgereisten Fans hoch oben in der Gästekurve Hertha BSC. Im Spiel war es dann zunächst der Aufsteiger aus Berlin, der mit einer starken Leistung phasenweise den Ton angab gegen die vielleicht beste Mannschaft der Welt. Am Ende unterlag Hertha aber in einem Spiel mit wenigen Atempausen vor 71 000 Zuschauern 2:3 (1:1).

Die Art, wie Hertha mithielt, „macht uns froh und stolz“, sagte Verteidiger Sebastian Langkamp, der sich aber ärgerte, „weil wir einen Punkt verdient hätten“. Als erste Mannschaft in dieser Saison hatte Hertha zwei Tore gegen die Bayern erzielt, die nach dem 35. ungeschlagenen Bundesligaspiel hintereinander nun am nächsten Wochenende den Rekord des Hamburger SV einstellen können. „Hertha ist die beste Mannschaft, gegen die wir bisher gespielt haben“, sagte selbst Bayerns Trainer Pep Guardiola, sein Team sei nach vielen Spielen müde gewesen. „Unsere Beine funktionieren nicht gut.“

Hertha übte, mit Tolga Cigerci und Nico Schulz neu auf den Flügeln, von Beginn an überraschend viel Druck auf den Tabellenführer aus. Nach vier Minuten segelte schon die zweite Ecke in den Münchner Strafraum und Adrian Ramos köpfte von Jerome Boateng alleingelassen zum 1:0 ins Tor. Herthas Fans träumten plötzlich davon, die Bayern als Triplesieger abzulösen. „Wir holen die Meisterschaft und den Europacup und den Pokal“, sangen sie.

Die Bayern träumten davon, mit hohen Flugbällen die hoch aufgerückte und dicht gestaffelte Defensive der Berliner zu überwinden. Doch die Innenverteidiger Fabian Lustenberger und Sebastian Langkamp schlugen die Bälle einfach wieder in die Gegenrichtung. Unter Druck begingen die Münchner ungewohnte Fehler. Hertha dagegen attackierte weiter und landete durch Änis Ben-Hatira nach zehn Minuten einen Lattentreffer. Der Ball kam anschließend zu Ramos, der Bayern-Torwart Manuel Neuer umkurvte – doch Daniel van Buyten klärte vor der Torlinie. Statt wild zu dirigieren, stemmte Guardiola zunächst fassungslos die Hände in die Seiten und schaute an der Seitenlinie den nächsten Hertha-Angriffen zu. Bayern kam erst nach 18 Minuten zur ersten Torchance, als Herthas Torwart Thomas Kraft einen Schuss von Toni Kroos parierte. Fünf Minuten später wechselte Guardiola bereits, brachte Mario Götze für Kroos und wenig später kam Mario Mandzukic für Arjen Robben, den offenbar wie Kroos Leistenprobleme plagten – oder waren es doch eher Leistungsprobleme?

Die Hertha-Fans fragten jedenfalls singend „Und ihr wollt Deutscher Meister sein!?“ und befanden „Deutscher Meister BSC“. Das ließen sich die Bayern nicht bieten. Als Kraft unter einer Freistoßflanke von Franck Ribéry umherirrte und Mandzukic den Ausgleich köpfte, übertönte Rockmusik den Berliner Gesang. „Da stimmte die Zuordnung nicht“, sagte Langkamp, „da ging es drunter und drüber.“ Bayern drängte Hertha nun in die Defensive, aber brachte bis zur Pause keinen Schuss mehr aufs Tor.

Die zweite Hälfte begannen die Berliner wieder stürmischer. Bastian Schweinsteiger warf sich in der 47. Minute in einen Cigerci-Schuss, die folgende Ecke köpfte Ramos übers Tor. Doch kurz darauf half Bayern wieder ein Standard. Nach einem Freistoß übersprang Mandzukic Lustenberger und köpfte Bayern in Führung. „Ich bin da weggerutscht“, ärgerte sich Torwart Thomas Kraft später. Drei Minuten darauf köpfte sogar der kleine Mario Götze aufs Tor, Kraft kam wieder nicht in die Ecke und schlug nach dem 1:3 wütend auf den Rasen.

Hertha gab jedoch nicht auf. Ein Schuss von Cigerci wurde wieder abgeblockt. Doch gleich danach verlängerte Ramos eine Schulz-Flanke zu Ben-Hatira, der aus kurzer Distanz den Anschluss herstellte. Guardiola brachte die Defensivkraft Javier Martinez für Thomas Müller, um das 3:2 zu sichern. Doch gleich darauf flog ein abgefälschter Ramos-Schuss knapp übers Tor. Bayerns Torwart Neuer spielte mit dem Ball spazierend auf Zeit. Sein Team kam nur noch zu zwei Chancen: Schweinsteiger schoss übers Tor, und Ribéry scheiterte mit der Hacke an Kraft.

In der 90. Minute brachte dann David Alaba Ramos mit einer leichten Berührung zu Fall, doch ein möglicher Freistoßpfiff blieb aus. Die Pfiffe der Hertha-Fans übertönte die Anlage nach Schlusspfiff. Was blieb, ist eine Niederlage, die Hertha Selbstvertrauen gibt.

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