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Wynton Rufer, 47, war 17 Jahre lang

© picture-alliance / Pressefoto UL

Sport: Das weiße Wunder

Neuseelands Legende Wynton Rufer über den gelebten Traum einer Weltmeisterschaft

Boy, was wir Kiwis hier in Südafrika erleben, ist ein fantastischer Traum! Seit November 2009, seit der Qualifikation für die WM, ist in Neuseeland das Fußballfieber ausgebrochen. Die Kids auf der Straße haben das Rugby-Ei gegen Fußbälle getauscht, die Leute tragen die Trikots der „All Whites“ statt „All Blacks“ und ich muss fast täglich sagen, wie das alles zu erklären ist. Ich sage euch, wie es ist: Wir leben ein Wunder.

Und das ist noch nicht einmal übertrieben. Schaut euch unsere Mannschaft an, die in Südafrika die Fußballwelt verwirrt! Da sind vier Amateure im Kader, und den Rest der Mannschaft kennt eigentlich auch niemand. Außer unserem Kapitän Ryan Nelsen und vielleicht noch Shane Smeltz haben wir keine Spieler, die auch nur annähernd eine Chance hätten in den Mannschaften der anderen Teilnehmer. Und diese Truppe spielt 1:1 gegen den Weltmeister aus Italien! Was, bitteschön, ist das anderes, als ein echtes Wunder?

Die Leute fragen mich die ganze Zeit: Wynton, welchen Fußball spielt ihr Kiwis eigentlich da unten am Kap? Ich verrate euch ein Geheimnis: Wir spielen wie früher die Deutschen. Nicht besonders, aber erfolgreich. So sieht’s aus.

Für das Spiel gegen Italien bin ich extra nach Südafrika geflogen. Freundlich, wie gute Gastgeber nun einmal sind, habe ich einen Logenplatz im Mbombela-Stadion bekommen. Vor dem Spiel traf ich Paolo Maldini und den italienischen Verbandspräsidenten. Seine Hand war feucht, die Stimme zittrig.

So weit haben es die „All Whites“ schon gebracht: Die größten Fußballnationen des Planeten sind nervös, wenn es gegen die Kiwis geht! Nur kurz zur Erinnerung: Wir haben 25 professionelle Fußballer in Neuseeland. Italien 3541. Das muss man sich mal vorstellen.

Und nun heute gegen Paraguay. Was soll ich sagen, meine Hände sind trocken – und hör nur, wie fest meine Stimme ist. Ich bin alles andere als aufgeregt und die Jungs von Nationaltrainer Ricki Herbert sind es auch nicht. Warum? Weil wir keinen Druck haben. Blamieren können sich nur die anderen. Wir haben ja schon mehr erreicht, als wir uns je vorgenommen haben.

Aufgezeichnet von Alex Raack.

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