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Augsburg tankt sich durch. Michael Thurk (l.) behauptet sich gegen Hünemeier. Foto: dpa

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Sport: Das Zittern vor dem Schluss

Der FC Augsburg steht kurz vor dem Aufstieg

Michael Thurk war auf dem Trip in die Vergangenheit, und es war ihm deutlich anzusehen, dass er diese Reise so schnell wie möglich beenden wollte. „Ich habe schon viel erlebt im Aufstiegskampf“, sagte der Stürmer des FC Augsburg – und lächelte gequält. Schon die Andeutung genügte. Thurk war am vermutlich dramatischsten Aufstiegskampf der Fußball-Geschichte beteiligt. Acht Jahre ist es her, dass sich Mainz 05 und Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag der Zweiten Liga ein wahnwitziges Wettschießen lieferten. Am Ende feierten die Frankfurter, weil sie in der Nachspielzeit das entscheidende Tor erzielten, das sie an Thurk und Mainz vorbei auf Platz drei brachte.

Im Vergleich dazu stellt sich die aktuelle Situation für den FC Augsburg geradezu komfortabel da. Gewinnt die Mannschaft am Sonntag ihr Heimspiel gegen den FSV Frankfurt, ist ihr der Aufstieg schon vor dem letzten Spieltag praktisch nicht mehr zu nehmen. „Wir müssen nur noch durch die Tür gehen“, sagt Thurk.

Der Weg ist frei, aber man wird den Eindruck nicht los, dass die Augsburger von der Angst geplagt werden, ein Windstoß des Schicksals könnte die Tür wieder zuschlagen. „Die Anspannung wird hoch sein“, sagt Trainer Jos Luhukay über das möglicherweise entscheidende Spiel. Nach zehn Spielen ohne Niederlage holte der FCA aus den letzten beiden Begegnungen nur einen Punkt. Dabei ließ es sich am Montag bei Energie Cottbus eigentlich bestens an. Die Gäste wirkten erfrischend unaufgeregt, führten nach einer Viertelstunde 1:0 und hatten den Vorsprung auf den Dritten Bochum damit auf fünf Punkte ausgebaut. Am Ende aber war Augsburg froh, durch das 1:1 wenigstens einen Punkt gerettet zu hatten.

Seit dem 15. Spieltag stehen die Augsburger auf einem der beiden ersten Tabellenplätze. „Sie haben konstant den besten und organisiertesten Fußball gespielt“, sagte Energies Trainer Claus-Dieter Wollitz. „Es sind verdiente Aufsteiger.“ Der FCA ist tatsächlich weiter als vor einem Jahr, als er mit frischem Hurrafußball auf Platz drei stürmte, in der Relegation gegen den Erstligisten Nürnberg aber wie ein naiver Erstklässler auftrat und ohne Chance war. „Das offensive Spektakel kann uns nicht zum Aufstieg führen“, sagt Luhukay. Für ihn selbst ist diese Erkenntnis so etwas wie die Abkehr von der eigenen Biografie. Der Holländer ist schon mit Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga aufgestiegen, weil er bedingungslos offensiv gedacht hat. In dieser Saison aber stellt seine Mannschaft die beste Defensive der Liga.

„Wir haben in der Rückrunde nicht eine Phase gehabt, wo wir gewackelt haben“, sagt Luhukay. Das soll auch so bleiben, selbst wenn Augsburgs Trainer ahnt, dass seinem Team eine Grenzerfahrung bevorsteht. Dabei könnte alles so einfach sein. „Gut trainieren, gewinnen, fertig“, sagt Verteidiger Uwe Möhrle. Das Spiel gegen Frankfurt ist ausverkauft, die Stadt fiebert dem ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte entgegen. „Wir dürfen uns nicht durch die extreme Euphorie anstecken lassen“, sagt Luhukay. „Wir müssen uns total auf die nächste Aufgabe fixieren.“ Wenn es dann nicht klappt, gibt es noch eine zweite Chance, am letzten Spieltag bei Hertha BSC. Jos Luhukay hofft, „dass wir davon verschont bleiben“.

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