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DAS SPIEL MEINES LEBENS: 02.05.1984, Schalke 04 – Bayern München 6:6 n. V. Olaf Thon, 45, früherer Fußballer

Aufgezeichnet von Andreas Bock Es gab in meiner Kindheit genau zwei Vereine, für die ich schwärmte: Schalke 04 und Bayern München. Und in meiner ersten Profisaison für Schalke kam es für mich gleich zum ersten Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister, Halbfinale DFB-Pokal.

Aufgezeichnet von Andreas Bock

Es gab in meiner Kindheit genau zwei Vereine, für die ich schwärmte: Schalke 04 und Bayern München. Und in meiner ersten Profisaison für Schalke kam es für mich gleich zum ersten Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister, Halbfinale DFB-Pokal. Wir waren krasser Außenseiter, und so begann die Begegnung dann auch, die Bayern führten schnell mit 2:0 und schalteten ein paar Gänge herunter, wahrscheinlich dachten sie, dass sie die verbleibenden 78 Minuten auf Konter spielen können. Doch nachdem wir das 2:2 geschossen hatten, entwickelte sich ein absolut zwangloses Spiel, 120 Minuten, deren Verlauf sich ständig änderte. Mein Gegenspieler Bertram Beierlorzer träumt vermutlich noch heute von dem Spiel. Und vor allem von mir. Denn mich konnte man an diesem Abend einfach nicht zu fassen bekommen. Ich war wie eine Schlange und hatte in der regulären Spielzeit bereits mit links, mit rechts und mit dem Kopf ein Tor erzielt. Als wir in die Verlängerung gingen, stand es 4:4. Erst in der 112. Minute dann das 4:5 durch Dieter Hoeneß. Drei Minuten später der Ausgleich durch Bernard Dietz. In der 118. Minute stocherte dann wieder Hoeneß den Ball über die Linie. Dann schenkte uns der Schiedsrichter ein paar Minuten Nachspielzeit. Und wir starteten den letzten Angriff – ich bekam den Ball und hämmerte ihn über Jean-Marie Pfaff ins Netz. Dieses letzte Tor wird immer in meiner Erinnerung sein. Wenn heute jemand ankommt und zu mir sagt „6:6“, dann macht es sofort klick, und ich habe wieder dieses Tor und die Sekunden danach im Kopf, als sich alle auf mich stürzten und ich unter ihnen begraben wurde. Nach dem Schlusspfiff outete mich Rolf Töpperwien dann als Bayern-Fan, eine bessere Gelegenheit hätte es für ihn ja kaum geben können. Er hatte irgendwie herausgefunden, dass ich als kleiner Junge in rot-weißer Bayern-Bettwäsche schlief – obwohl das eigentlich nur meine Eltern wussten. Das Wiederholungsspiel verloren wir.

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