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DAS SPIEL MEINES LEBENS: BERND HOBSCH: 05.06.1993, VfB Stuttgart - Werder Bremen 0:3 Bernd Hobsch, 44, Fußballer

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius. Es war der letzte Spieltag der Bundesligasaison.

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius.

Es war der letzte Spieltag der Bundesligasaison. Und da stand ich nun in der Halbzeit auf dem Rasen. Ich war kurz vor der Pause eingewechselt worden und sollte mich aufwärmen. Ich schaute mich um. Und die Gedanken flossen mir durch den Kopf. Vor einem halben Jahr spielte ich noch beim VfB Leipzig. In der Winterpause bekam ich dann Besuch von Bremens Trainer Otto Rehhagel, er überzeugte mich von einem Wechsel in die Bundesliga. Es ging in diesem letzten Spiel um die deutsche Meisterschaft. Und auf meinen Schultern stapelten sich in diesem Moment die Erwartungen. Ich musste an meine Jungs in Leipzig denken. Ich hatte ja in der Hinrunde noch 15 Tore für den VfB geschossen, sie spielten um den Aufstieg mit. Aufwachen, sagte ich zu mir, du musst dich jetzt voll konzentrieren auf das, was hier passiert! Mensch, du kannst heute Deutscher Meister werden. Als ich nach der Vorrunde zu Bremen kam, war Bayern München in der Tabelle ziemlich weit vorne. Trotzdem spürte ich bei uns immer die Überzeugung, den Bayern trotzdem noch die Meisterschale abzujagen. Ich kann mich noch erinnern, als die Bayern dann in Wattenscheid verloren. Wir freuten uns diebisch. Und irgendwann zogen wir dann tatsächlich mit ihnen gleich. Heute reichte uns ein Sieg. Ich sah die Spieler aus den Kabinen kommen. Wir klatschten ab. Anstoß, durchatmen. Wir brauchten irgendwie noch ein Tor, unbedingt. Und dann spielte Uli Borowka gleich diesen langen Pass in die Spitze, ich habe ihn noch direkt vor Augen, und zack – ich hatte uns in Führung gebracht. Kurz darauf legte ich Thomas Wolter noch einen auf, das dritte Tor war wieder von mir. Nach dem Schlusspfiff war ich in Gedanken dann endgültig überall. Ich war plötzlich Deutscher Meister geworden, Leipzig war gleichzeitig aufgestiegen! Und ich kann Ihnen sagen: Hätte ich keine zwei Kinder bekommen, es wäre an diesem Wochenende das Beste gewesen, was in meinem Leben passiert ist.

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