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DAS SPIEL MEINES LEBENS: HERBERT LAUMEN: 30. 04. 1970, Mönchengladbach – Hamburger SV 4:3 Herbert Laumen, 69, Ex-Fußballer

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius. Am vorletzten Spieltag lag Gladbach zwar immer noch auf Platz eins.

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius.

Am vorletzten Spieltag lag Gladbach zwar immer noch auf Platz eins. Doch nachdem wir die drei Begegnungen zuvor allesamt 0:1 verloren hatten, war der Vorsprung auf den FC Bayern auf drei Punkte geschmolzen. Wir hatten es gegen den HSV trotzdem noch selbst in der Hand: ein Sieg – und uns wäre die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Es begann glänzend für uns. Nach Toren von meiner Wenigkeit, Berti Vogts, Horst Köppel und Hartwig Bleidick führten wir in der 47. Minute 4:0. Doch dann machte sich bei uns plötzlich der Leichtsinn breit. Das 1:4 nahmen wir noch nicht ernst, bei dem 2:4 sagten wir „na ja, irgendwie hauen wir die noch weg“ – und als fünf Minuten vor dem Ende Klaus Fock zum 3:4 traf, begann das große Zittern. Dann holte Schiedsrichter Karl Riegg aber endlich Luft und gab den Startschuss für eine wilde Party. Deutscher Meister – davon hatte ich schon als kleiner Junge geträumt. Und ganz Gladbach ja auch! Unweit des Bökelbergs läutete kurz nach dem Abpfiff ein Pfarrer die Glocken – und bald taten es ihm alle Gladbacher Kirchen gleich. Im Stadion fluteten die Zuschauer das Spielfeld und hoben uns auf ihre Schultern. Wir kämpften uns dann irgendwann durch die Menge und reihten uns auf. DFB-Präsident Hermann Gösmann war ja gekommen und hatte die Meisterschale dabei. In seiner Rede gratulierte er dann aus Versehen der Borussia aus Dortmund zum Titel, doch das sahen wir ihm in diesem Moment nach. Unsere Herzen überschlugen sich, und als ich die Schale dann endlich in die Finger bekam, konnte ich nicht anders: Vor lauter Glücksgefühlen liefen mir die Tränen hinunter. Was für eine Wahnsinnswoche; erst drei Tage vor dem Spiel hatte ich ja geheiratet! Die ganze Mannschaft ist dann weitergezogen in eine Hotelgaststätte. Unser Trainer Hennes Weisweiler gab uns bis zum letzten Spiel frei und meinte nur: „Jungs, wir treffen uns in drei Tagen wieder und fahren dann nach Oberhausen. Und jetzt wird gefeiert!“

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