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Sport: Daumen nach oben

Die ultimative Chronik des Huub Stevens

Montag, 20. Oktober: Zwei Tage nach der 1:4-Niederlage gegen Leverkusen verkünden Herthas Aufsichtsratschef Rupert Scholz und Manager Dieter Hoeneß: „Zusammen mit Huub Stevens sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass eine Weiterarbeit von zwei Erfolgen in den nächsten zwei Spielen abhängt.“ Auf Nachfrage wird Hoeneß deutlicher: „Damit meine ich zwei Siege.“ Huub Stevens sagt: „Ich kann es nicht allein schaffen.“

Dienstag, 21. Oktober: Am nächsten Morgen titelt die „BZ“: „Berlin unter Schock! Stevens bleibt.“ Der Trainer soll am selben Tag eine Stellungnahme beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) abgeben, weil er Leverkusens Assistenztrainer Ulf Kirsten beleidigt hat. Stevens ist Wiederholungstäter, ihm drohen zwei Spiele Sperre. „Bin ich nicht schon genug gestraft?“, fragt er. Die Mannschaft erteilt sich ein Redeverbot.

Samstag, 25. Oktober: Hertha BSC gewinnt 1:0 in Rostock. Das Tor schießt Luizao. Als das Spiel vorbei ist, tanzen die Betreuer und der Manager mit Stevens an der Seitenlinie. Der Trainer weint. Am Abend sagt Manager Dieter Hoeneß im „Aktuellen Sportstudio“: „Ich warte ab, was der eine oder andere in den nächsten Tagen von sich gibt, der vorher den Daumen nach unten gehalten hat.“ Bleibt Stevens auch bei einer Niederlage? „Keine Diskussionen. Wir haben eine Vereinabrung“, sagt Präsident Bernd Schiphorst.

Montag, 27. Oktober: „Bild“ nennt das Ultimatum für Stevens „unmenschlich“. Dafür fällt das Sportgericht ein menschliches Urteil. 7500 Euro Strafe, zwei Spiele Sperre – allerdings nur für die Bundesliga. In Rostock kann er auf der Bank sitzen. Die Begründung von Sport-Richter Rainer Koch: „Ich möchte nicht daran Mitschuld tragen, dass Herr Stevens seinen Arbeitsplatz verliert.“ In der Nacht reist Huub Stevens zur Mannschaft nach Rostock.

Dienstag, 28. Oktober: Uli Hoeneß meldet sich zu Wort. Der „Abendzeitung“ sagt er: „Es ist Wahnsinn, was dort passiert. Zuerst wird Stevens öffentlich geschlachtet. Es ging nur noch darum, wer für ihn kommt. Dann versucht mein Bruder Zeit zu gewinnen – und plötzlich ist von Unmenschlichkeit die Rede.“ Am Abend spielt Hertha in Rostock. Diesmal werden die Emotionen noch übertroffen. Gefühlskarussell, Elfmeterschießen. Sieg. Stevens bleibt. AG

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