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Die Vorentscheidung. Herthas Torhüter Thomas Kraft vergeblich. Thomas Oehrl hat gerade zum 2:0 für Augsburg getroffen. Foto: Fishing 4

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Sport: Daumen runter

Hertha verliert 0:3 in Augsburg und rutscht zum ersten Mal in dieser Saison auf den Relegationsplatz.

Der Daumen war in der ersten Spielminute oben. Herthas Pierre-Michel Lasogga wollte mit dieser Geste anzeigen, dass der weite Pass in seine Richtung gut gewesen sei. Dass er nicht an den Ball kam, spielte nur eine untergeordnete Rolle. Es ging um die richtige Einstellung der Mannschaft im ersten Spiel unter Trainer Otto Rehhagel, die Lasogga symbolisieren wollte. Am Ende waren Daumen und Kopf unten. Die Berliner verloren beim Abstiegskonkurrenten FC Augsburg 0:3 (0:0), wurden von den Augsburgern in der Tabelle überholt und stehen nun auf dem Relegationsplatz. Hertha BSC hat nun alle sechs Spiele in der Rückrunde verloren.

„Ich habe alles Verständnis dafür, dass die Fans uns auspfeifen“, sagte der glück- und hilflose Lasogga. Er stand im Gegensatz zur vorherigen Woche in der Startelf, neben Adrian Ramos war er der zweite gelernte Stürmer bei Hertha. So offensiv, wie es sich anhört, spielten die Berliner aber nicht. Ramos trieb sich zunächst auf der linken Seite herum, wo er wirkungslos blieb. Überhaupt taten sich die Berliner schwer im Spielaufbau, Raffael wurde im Mittelfeld eng gedeckt und hatte nicht viel Zugriff auf das Spiel. Dennoch hatte der Brasilianer nach zehn Minuten die beste Chance der Berliner des gesamten Spiels, als er sich im Strafraum der Augsburger drehte und Torhüter Simon Jentzsch überwand. Paul Verhaegh rettete aber noch vor der Linie.

Danach erspielte sich Augsburg langsam die Oberhand. Wenn man das überhaupt so ausdrücken kann, denn fußballerisch zeigten beide Mannschaften wenig bis gar nichts, das Wort Abstiegskampf beschreibt ihre Bemühungen treffend. Es war noch keine halbe Stunde vergangen, als auch die Augsburger ihre ersten Möglichkeiten hatten. Thorsten Oehrl und Ja-Cheol Koo scheiterten aber.

Kurz nach der Pause wechselte Rehhagel dann Nikita Rukavytsya für Peter Niemeyer ein. „Ich habe ihn ausgewechselt, weil es in der ersten Halbzeit nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte der Trainer. „Dann hat er Gelb gesehen, und er ist ja ein kampfstarker Spieler. Wenn er Rot gesehen hätte, wäre es schwer geworden für uns.“ Nach seiner fünften Verwarnung ist Niemeyer für das nächste Spiel am Samstag gegen Werder Bremen automatisch gesperrt.

Ramos rückte in die Spitze, von mehr Offensive war aber nichts zu sehen. Vielmehr schienen die Berliner durch die Hereinnahme des Außenbahnspielers Rukavytsya für den zentralen Mittelfeldmann Niemeyer verunsichert. Die Augsburger zeigten anders als die Berliner den nötigen Einsatz und Thorsten Oehrl entschied nach einer Stunde das Spiel mit zwei Toren innerhalb von zwei Minuten. Die Abwehr der Berliner konnte ihn nicht aufhalten.

Auch nach dem Rückstand war Herthas spielerisches Defizit deutlich zu erkennen. Rehhagels Einwechslung des defensiven Alfredo Morales für Patrick Ebert war auch nicht als Signal für eine Aufholjagd vor den 29 123 nun zum allergrößten Teil feiernden Zuschauern zu verstehen. Später kam noch Tunay Torun für Raffael. Der Einzige, der im allzu leicht ausrechenbaren Spiel von Hertha etwas hätte bewegen können, hatte eine schwache Leistung gezeigt. Bei den Berlinern ging gar nichts mehr, in den letzten zwanzig Spielminuten brachten sie keinen vielversprechenden Angriff mehr zustande. Höhepunkte der Schlussphase waren die Auswechslung des zweifachen Torschützen Oehrl und das 3:0 in der letzten Minute durch Marcel Ndjeng.

„Wir sind uns vorgekommen wie im falschen Film“, befand Herthas Kapitän Andre Mijatovic. „Da könnten drei Rehhagels und Mourinho auf der Bank sitzen, spielen müssen immer noch wir.“ Schwer gezeichnet verabschiedete sich Michael Preetz. „Heute sage ich nichts“, sprach Herthas umstrittener Manager zum Abschied. „Morgen vielleicht.“

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