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Beck

© dpa

Davis-Cup: Zittern in der Hitze Andalusiens

Ein wechselvoller Kampf von Andreas Beck und eine überzeugende Leistung von Philipp Kohlschreiber: 1:1 steht es nach dem ersten Tag im Davis-Cup in Spanien.

Sie waren nur zu fünft, und man hätte daher meinen können, ihre Posaunen, Becken und Pauken müssten in der Stierkampfarena von Puerto Banus fast ungehört verklingen. Doch das Gegenteil war der Fall. Die kleine Gruppe heizte die Stimmung der spanischen Fans wie auf einem Volksfest an. Etwa ein Drittel der 13 000 Plätze waren anfangs in der Mittagshitze Andalusiens noch nicht besetzt, doch die Gesänge, das rhythmische Klatschen und die Anfeuerungsrufe der spanischen Anhänger hätten nicht lauter hallen können.

Als Andreas Beck zum Viertelfinale im Davis-Cup gegen Spanien auf den Platz ging, schien ihm diese hitzige Atmosphäre zu gefallen. Mit einer beherzten Leistung konnte er den Weltranglistenneunten Fernando Verdasco bis in den fünften Satz zwingen, doch am Ende unterlag er dem hohen Favoriten 0:6, 6:3, 7:6, 2:6 und 1:6. Besser machte es Philipp Kohlschreiber, dem durch ein 6:3, 6:4, 6:4 gegen Tommy Robredo der Ausgleich zum 1:1 gelang. Am Samstag (16 Uhr, live im DSF) spielen Nicolas Kiefer und Debütant Mischa Zverev gegen Verdasco und Feliciano Lopez.

„Ich bin enttäuscht, dass ich den Punkt für das Team nicht holen konnte“, sagte Beck, „aber ich habe alles versucht.“ Zunächst war der Debütant jedoch wenig angriffslustig und schien unter dem enormen Druck einzubrechen. Der erste Satz wirkte wie ein Trainingsmatch aus Sicht Verdascos, Beck gelangen gerade mal eine Handvoll Punkte. Erst beim Stand von 0:1 im zweiten Satz hatte Beck nach einer halben Stunde seine ersten Spielbälle. Nun begann die Partie richtig. Spätestens nach dem Verlust des zweiten Satzes wurde Verdasco klar, dass es längst kein Trainingsmatch mehr war. Beck behielt auch im Tiebreak des dritten Durchgangs die Nerven, schnupperte an der Sensation. Doch Verdasco fand, angetrieben von den euphorischen Fans, zu seiner Stärke zurück und nutzte die steigende Fehlerquote Becks für sich. Der kämpfte bis zum Ende, und dass er sich nicht aufgab, sprach für ihn. „Es war mein erstes Match für Deutschland, und beim nächsten Mal bin ich sicher schon von Beginn an lockerer“, sagte er, „aber es war trotzdem das bisher schönste Erlebnis meiner Karriere.“

Noch vor zwei Jahren hätte niemand mehr daran geglaubt, dass es Andreas Beck ins Davis-Cup-Team schaffen würde, er selbst wohl am wenigsten. Stets hatte man ihn als größtes deutsches Talent gehandelt, doch diesem Anspruch vermochte Beck nie gerecht zu werden. Schon allein, weil er nicht wie ein professioneller Sportler lebte. „Ich habe mich zu sehr auf mein Talent verlassen und war ziemlich trainingsfaul. Das war ein Fehler“, bedauert Beck. Ein Bandscheibenvorfall und eine Standpauke seines Trainers Günter Metzger bewegten ihn schließlich zum Umdenken. Der 1,90 Meter große Hüne nahm neun Kilo ab, trainierte hart und machte innerhalb von 18 Monaten rund 350 Plätzen in der Rangliste gut. Inzwischen ist er die Nummer 51. „Ich weiß jetzt, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagte Beck und ist stolz auf seine mentale Stärke. Er hat sie intensiven Gesprächen mit Professor Gabler von der Universität Tübingen zu verdanken. „Die große Bühne macht mich nicht mehr nervös“, erklärte Beck. Und wenn, dann höchstens für eine halbe Stunde.

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