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Sport: Daviscup: Deutschland - Rumänien: Die Gier der Schattenmänner

Daviscup ohne Pokerrunden um die Gage der beteiligten Spieler - das mag nicht so recht zum deutschen Tennis passen. Es stimmt ja auch nur vordergründig.

Daviscup ohne Pokerrunden um die Gage der beteiligten Spieler - das mag nicht so recht zum deutschen Tennis passen. Es stimmt ja auch nur vordergründig. Artig sagt Thomas Haas vor dem Spiel gegen Rumänien in Braunschweig, dass "ich sehr gern für Deutschland spiele". Gleiches gilt für die Doppelspezialisten David Prinosil und Marc-Kevin Goellner. Und Nicolas Kiefer, nach einem Jahr des Boykotts in das deutsche Tennisaufgebot für den Daviscup zurückgekehrt, erzählt mit reumütigem Unterton: "Mir geht es nicht um das Finanzielle. Ich bin froh, wieder dabei zu sein."

Doch zwischen der allgemeinen Bereitschaft der Spieler zum Mitwirken und dem deswegen erleichterten Deutschen Tennis-Bund (DTB) stehen noch ein paar Herren, die eigene Interessen hegen. In diesem Falle heißen sie Stefan Füg und Patricio Appey. Füg ist Angestellter der Marketing-Agentur IMG und verantwortlich für das Management von Thomas Haas, Appey ist der englische Manager von Nicolas Kiefer. Beide haben ihren Klienten geraten, das Vertragsangebot des DTB von insgesamt 400 000 Mark für alle nominierten Spieler gegen Rumänien noch nicht zu unterzeichnen. "Wenn wir nur mit den Spielern verhandeln würden, wäre die Sache bereits erledigt", sagt DTB-Präsident Georg von Waldenfels. Der Jurist aus München wirkt bei dem Thema ein wenig genervt, "aber ich bin zuversichtlich, dass wir noch hier in Braunschweig auf einen Nenner kommen".

Aufgrund seiner angespannten Finanzlage würde von Waldenfels gern mit den Beratern seiner beiden Spitzenspieler "Planungssicherheit für die komplette Daviscupsaison" vereinbaren. Doch Füg und Appey wollen da nicht so recht mitmachen und verweisen auf Turnierverpflichtungen, die im Zusammenhang mit den Weltranglistenplätzen wichtiger werden könnten als Auftritte im Daviscup. Anders gesagt: Sollten Haas (derzeit 17.) und Kiefer (35.) im Champion Race, der neuen Form der Weltrangliste, im Lauf des Jahres unter die besten zehn oder noch weiter nach vorn rutschen, würde das ihren Preis auch für den DTB erhöhen.

Womit der DTB, einer der reichsten Verbände der Welt, wieder mit einem Problem konfrontiert ist, das im Daviscup Tradition hat. Hans-Jürgen Pohmann, ehemals Daviscupspieler und danach als Tennisjournalist für die ARD weltweit dabei, kann sich erinnern, dass es "1971 im Spiel gegen Rumänien eine Siegprämie von 1000 Mark gab". Bei anderen Gelegenheiten hätten auch 3000 Mark in Aussicht gestanden. Einen Sprung nach oben gab es Ende der Siebzigerjahre, als Ulrich Pinner und Rolf Gehring Summen zwischen 20 000 und 25 000 Mark kassierten.

Nach 1993, nach dem dritten deutschen Erfolg im Daviscup, stiegen die Gagen ins Astronomische. Ion Tiriac, damals Manager von Boris Becker, zog dem DTB für jeweils zwei Jahre 2,5 Millionen DM aus den Taschen. Was wiederum Michael Stich auf den Plan rief, der vehement Gleichbehandlung forderte - und diese auch bekam. Becker erhielt sein Honorar über fünf Jahre - auch, wenn er wegen Verletzung oder Überlastung seinen Dienst am Racket nicht antreten konnte.

Vor diesem Hintergrund sollte sich beim DTB niemand darüber wundern, dass die Manager von Haas und Kiefer mehr Geld für ihre Klienten herausschlagen wollen. Doch der Verband ist klamm geworden. Der Jahrhundertvertrag mit der Ufa (120 Millionen Mark für fünf Jahre) ist längst ausgelaufen, die Raten für die 30 Millionen Mark hohe Investion am Hamburger Rothenbaum drücken. Da will jede Mark sorgsam umgedreht werden, ehe sie ausgegeben wird.

Beim deutschen Gegner wird übrigens nicht gefeilscht. 200 000 Mark können die Rumänen untereinander aufteilen. Im Siegfall gibt es einen Aufschlag von 30 Prozent.

Ernst Podeswa

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