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Kommt alle zusammen.  Unions Anhänger laden zum Fangipfel nach Berlin.

© dapd

Debatte um Stadionsicherheit: Union polarisiert

Weil der 1. FC Union das DFL-Konzept zur Stadionsicherheit ablehnt, wird der Klub in der Fanszene gefeiert – aber es gibt auch Kritik. Manche sehen den Widerspruch als Marketingmaßnahme.

In den vergangenen Tagen erhielt der 1. FC Union viel Zuspruch. Es meldeten sich selbst Leute, die dem Berliner Zweitligisten sonst weniger freundlich gesonnen sind, Fans von anderen Fußballklubs etwa. Auf Unions Facebook-Seite wünschte sich mancher sogar, der eigene Verein würde so handeln wie die Berliner.

Letzte Woche hatte der 1. FC Union als erster der 36 Profiklubs seine Ablehnung gegen das Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) erklärt. Ein Kritikpunkt war die fehlende Kommunikation zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und DFL auf der einen sowie den Fans auf der anderen Seite. So fordert Union die Aufnahme von Fanvertretern in Entscheidungsgremien und stärkere Unterstützung von Fanprojekten.

Nachdem Union sich erklärt hatte, schlossen sich weitere Vereine, darunter auch Stadtrivale Hertha BSC, an und lehnten das Konzept ab. Bereits im Juli hatte Union auf sich aufmerksam gemacht, als man als einziger Profiklub der Sicherheitskonferenz der DFL fernblieb.

Spätestens seitdem feiern viele Fans den Klub als entschlossenen Gegenpart zu DFL und DFB. „In der Szene wird der Klub als Vorreiter gesehen“, sagt Axel Dubelowski, der als Fanbeauftragter für 1860 München tätig ist. Vor allem die gelungene Stadionpolitik der Berliner werde honoriert, so Dubelowski.

Weil die Anzahl der Fans in den vergangenen Jahren stieg, stockte Union auch die Zahl der Fanbetreuer auf. Momentan sind drei hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Davon kümmert sich einer ausschließlich um diejenigen, die mit einem Stadionverbot belegt wurden. Union setzt in diesem Bereich auf Resozialisierung, grundsätzliche Ausschlüsse von Personen sind selten. Auch hier bezieht man eine konträre Position gegenüber Politik und Verbänden. Gleiches galt bei der Debatte um Stehplätze in den Stadien. Nachdem Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) mit deren Abschaffung gedroht hatte, protestierte Union. „Das bringt überhaupt nichts“, sagte Präsident Dirk Zingler dem Tagesspiegel.

Mit seiner offensiven Art stößt Union aber nicht nur auf Gegenliebe. Hinter vorgehaltener Hand beklagen andere Vereine die „lautschreierische Vorgehensweise“ der Berliner. Man versuche, seine Rolle als „etwas anderer Klub“ zu lancieren, heißt es. Nach dem Motto: Egal worum es geht, wir sind erst einmal dagegen.

Der 1. FC Union betrachtet sich gern als Alternative zum „kommerziellen Stadionerlebnis“, fernab vom Mainstream. Während der Spiele gibt es in der Alten Försterei im Gegensatz zu den meisten anderen Stadien keine Werbejingles und Musikeinspieler. „Fußball pur“, damit wirbt man in Berlin-Köpenick. Der Klub bedient eine Nische und hat sich damit längst auf dem Markt positioniert.

Unions Pressesprecher Christian Arbeit hat für die Kritik kein Verständnis. „Wir haben unsere Stellungnahme zuerst an die DFL und die anderen 35 Vereine geschickt und sind dann an die Öffentlichkeit gegangen. Wenn man etwas erreichen will, muss man seine Meinung vertreten und für die eigene Position werben.“

Aus diesem Grund lädt die Fan- und Mitgliederabteilung des 1. FC Union am 1. November zu einem Fangipfel nach Berlin. Mit Fanvertretern anderer Vereine soll über die Verbesserung des DFL-Konzepts diskutiert werden. Auch hier erwartet man auf Seiten des 1. FC Union viel Zuspruch für die eigenen Ideen.

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